Mittelklassenstreber

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Palma de Mallorca, 18. September 2014 – Die Überarbeitung des Anfang 2011 vorgestellten Peugeot 508 als Limousine, Kombi SW und Allroad-Variante RXH strebt mit subtilen optischen Änderungen nun stärker Richtung Status und Prestige, nimmt mithin also Kurs auf den neuen VW Passat. Von der unglaublichen Fülle der aktuellen fünf Diesel-Versionen sollen mittelfristig nur die Versionen mit 115, 150 und 180 PS bleiben, der bekannte Dieselhybrid-Antrieb soll 2015 ohne E-Maschine als HDi 180 kommen. Mehr Leistung und weniger Verbrauch versprechen Änderungen am Benziner, zudem wird er nun in einer Einstiegsversion angeboten. Wir fuhren den 508 mit dem erstarkten Ottomotor.

Hohe Fahrwerkskultur

Ausgerechnet den neuen Einstiegsmotor mit 120 PS bot uns Peugeot nicht zum Fahren an – warum auch immer. Stattdessen den 165 PS starken Turbobenziner, eine überarbeitete Version des 155 THP, der gemeinsam mit BMW entwickelt wurde. Serienmäßig mit Stopp-Start-Automatik ausgerüstet, sank sein Verbrauch im NEFZ von 6,3 auf 5,8 Liter je 100 Kilometer. Die vom Bordcomputer gemeldeten 8,1 Liter gehen teils auf das Konto der bekanntermaßen unrealistischen Norm, teils auf das der bergigen Teststrecke.

Der Mittelklasse-Kombi ist mit dem THP 165 ein prima Langstreckenfahrzeug mit ausreichend Leistung. Das serienmäßige Sechsgang-Getriebe lässt sich angenehm bedienen, einzig für diese Otto-Motorisierung ist auch eine neue Sechsgang-Wandlerautomatik erhältlich. Komfortabel, ohne Schwammigkeit ist das Fahrwerk. Die Lenkung arbeitet feinfühlig und direkt, dennoch hält der 508 auf der Autobahn seinen Kurs ohne nerviges Nachkorrigieren.

Der Motor-Startknopf links außen am Armaturenbrett – so etwas wie Tradition und Markenzeichen bei Porsche – wirkt in einem Peugeot eher verschroben. Es gibt ein Head-up-Display mit einer Plexiglasscheibe, die aus dem Armaturenbrett ausfährt, allerdings ist sein Einstellknopf unten an der Lenksäule schwer zu finden. Gut, dass die konventionelle Bedienung der Klimaanlage beibehalten wurde, man muss also keinen Touchscreen dazu bemühen wie im 308. In den Genuss der Vorteile eines Berührungsbildschirms kommt dagegen der Fahrer nun beim Sieben-Zoll-Display in der Mittelkonsole, dessen Bildschirminhalte bisher nur per Joystick bedienbar waren.

Seite 2:Fahreindrücke aus dem Peugeot 508 nach der Modellpflege

Die Sitze vorne bieten guten Seitenhalt, voluminösere Fahrer könnten sich höchstens von den Sitzwangen beengt fühlen. Im Fond sitzt man hervorragend. Knie- und Kopffreiheit sind gut, wobei Letzteres sogar dann gilt, wenn das Panorama-Glasdach verbaut ist wie in unserem Testwagen. Die Rücksitze lassen sich leicht umklappen, was auch vom Kofferraum aus möglich ist. Perfekt eben wird der Ladeboden dabei nicht, aber die kleine Steigung lässt sich verschmerzen. Kritikpunkte beim Kofferraum: Die Schwelle vor der eigentlichen Einladeöffnung ist geradezu prädestiniert für Kratzer, die Durchladeeinrichtung ist zu eng für zwei Paar Alpin-Ski und die 560 bis 1598 Liter sind im Konkurrenzvergleich zu klein. In den neuen VW Passat Variant- und der ist nur fünf Zentimeter länger - passen zum Beispiel 650 bis 1780 Liter. Auch der Skoda Superb, der praktisch gleich lang wie der 4,83 Meter messende Peugeot ist, schluckt mit 603 bis 1865 Liter deutlich mehr.

Passagierplatz zulasten des Kofferraums

Vom erwähnten Touchscreen abgesehen, hat sich das Technik-Angebot im 508 um eine Rückfahrkamera und einen Totwinkelassistent erweitert. LED-Scheinwerfer, ein Fernlichtassistent, Massagesitze vorne, ein Internet-Zugang mit diversen Apps und ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem sind ebenfalls verfügbar. Das klingt gut, doch es fehlen noch Elemente, die gerade einem Langstreckenfahrzeug gut anstehen würden: Abstandstempomat und Spurverlassenswarner zum Beispiel. Auch adaptive Dämpfer, Verkehrszeichenerkennung oder eine Kofferraumklappe, die sich per Fußgeste öffnen lässt, werden nicht angeboten.

Vorgestellt wird der 508 auf dem Pariser Autosalon, Bestellungen nimmt Peugeot bereits entgegen. Markteinführung ist am 11. Oktober. Die Preise für den 508 SW beginnen bei 26.300 Euro. Dafür bekommt man die Version mit dem 120-PS-Ottomotor, bei der allerdings das stets eingebaute automatisierte Schaltgetriebe abschreckend wirkt. "Unseren" 508 THP 165 gibt es ab genau 30.000 Euro. Die entsprechende Ausstattung "Active" dürfte für viele Kunden ausreichen. Zweizonen-Klimaautomatik, CD-Radio, Einparkhilfe hinten, Nebelscheinwerfer und Alufelgen sind hier Serie. Zum Vergleich: Den neuen VW Passat Variant 1.4 TSI mit 150 PS bekommt man in der vergleichbaren Comfortline-Version für 30.375 Euro. Peugeots Angebot ist also durchaus selbstbewusst.

Anreise, Verpflegung und Probefahrt gingen auf Kosten des Herstellers