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Häuser werden smart, bleiben aber etwas kommunikationsscheu – noch ist das Angebot von vielen inkompatiblen Standards geprägt.

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Von
  • Boris Hänßler

Häuser werden smart, bleiben aber etwas kommunikationsscheu – noch ist das Angebot von vielen inkompatiblen Standards geprägt. Der Einstieg der Smartphone-Riesen Google und Apple könnte das ändern.

Wenn es draußen regnet, schließt das kluge Haus die Fenster. Fängt der Bewohner an zu frösteln, schaltet es die Heizung an. Fährt er weg, schließt es Tür und Garage. Smart wird das Haus also. Woran es dagegen noch hapert, ist Kommunikationsgeschick, denn die modernen Gerätschaften reden oft noch aneinander vorbei. Die Heizkörperthermostate von Danfoss etwa nutzen den Funkstandard Z-Wave, das Beleuchtungssystem Philips Hue die Alternative ZigBee – und andere Geräte arbeiten mit HomeMatic, EnOcean, KNX, Digitalstrom, WLAN oder Bluetooth. Kaum ein Gerät weiß deshalb, was die anderen gerade machen, und meist ist eine eigene Bedienoberfläche erforderlich.

Der Markt für Smart Homes ist jung, deshalb ist dieser Wildwuchs nicht ungewöhnlich. Auch bei Smartphones stand der Konsument anfangs vor der Wahl, ob er lieber Geräte mit dem Betriebssystem Symbian, Palm OS, Windows CE, BlackBerry oder Maemo kaufen sollte. Bis zum iPhone blieb dieser Markt zersplittert, dann aber kam er richtig in Schwung. Heute teilen ihn Apple (15,3 Prozent Marktanteil in Europa) und Google mit Android (74 Prozent) unter sich auf – und Anbieter von Apps und Zubehör wissen genau, auf welche zwei Systeme sie sich konzentrieren müssen.

Nicht wenige in der Branche hoffen, dass es bei schlauen Häusern so ähnlich kommen wird. Und als die großen Konsolidatoren könnten sich erneut Apple und Google erweisen. Apple will im Herbst mit iOS 8 das sogenannte HomeKit-Netzwerk einführen: Die Hersteller von Smart-Home-Produkten können ihre Geräte bei dem Unternehmen zertifizieren lassen und ihre Software für sichere Verbindungen mit der HomeKit-Schnittstelle aufrüsten. Das iPad oder iPhone erkennt und integriert die Geräte dann automatisch. Über das Spracherkennungssystem sind sogar mündliche Anweisungen möglich.

Nutzer müssten dann künftig nur noch darauf achten, ob ihr Gerät mit einem MFI (Made for iPhone/iPad)-Label ausgestattet ist. Erste Unternehmen wie der US-Haustechnikriese Honeywell, Philips, das Start-up netatmo und Osram haben bereits solche Produkte in Aussicht gestellt. Über welche Art von Verbindung sie kommunizieren, kann dem Nutzer weitgehend egal sein. Apple hat bisher nicht bekannt gegeben, welche Funkstandards außer WLAN und Bluetooth integriert werden, doch vermutlich kommen weitere hinzu. Denn WLAN ist für viele Smart-Home-Anwendungen ungeeignet, da es relativ viel Energie verbraucht. Bluetooth hat nur eine begrenzte Reichweite. (vsz)