Ein Ebola-Impfstoff wird die Krankheit nicht ausrotten

Die US-Firma Merck hat einen wichtigen Meilenstein bei Tests für eine Impfung gegen die Virusseuche genommen. Eine Langzeitlösung ist die Therapie aber nicht.

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Von
  • Emily Mullin
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Ein Impfstoff gegen Ebola, der schon seit 15 Jahren in Entwicklung ist, hat in einer klinischen Studie gezeigt, dass er die Infektion mit dem tödlichen Virus mit einer Effektivität von bis zu 100 Prozent verhindern kann. Allerdings heißt das noch nicht, dass es nicht weiterhin sporadisch auftretende Fälle der Erkrankung geben wird. Zudem ist nicht abzusehen, dass die besonders von Ebola betroffenen Menschen sofort Zugriff auf das Mittel erhalten werden.

Marie-Pierre Preziosi, Leiterin der Initiative für Impfstoffforschung bei der World Health Organization, die die Studie leitete, sagt, die Therapie sei nur dafür gedacht, einen bereits existierenden Ebola-Ausbruch einzudämmen. Sobald die WHO neue Fälle identifiziert hat, sollen zunächst nur Menschen, bei denen das Risiko groß ist, sich anzustecken, geimpft werden – etwa Familienmitglieder eines Kranken, Mitarbeiter von Krankenhäusern oder Reinigungskräfte.

Preziosi zufolge ist nicht geplant, den Impfstoff nach Zulassung prophylaktisch zu geben, wie bei Kampagnen gegen Pocken oder Polio. Der Hauptgrund: Es gibt nicht genügend Daten darüber, wie lange der Schutz hält. Ist der Impfstoff einmal zugelassen, soll er daher nicht als Langzeitstrategie dienen, neue Ebola-Fälle zu stoppen.

Der Ansatz ähnelt oral gegebenen Cholera-Impfungen, die auch nur während eines Ausbruchs verteilt werden – oder vor Reisen in eine Cholera-Region. Trotz der Verfügbarkeit dieser Impfstoffe kommen Cholera-Ausbrüche in den Entwicklungsländern immer noch vor. Von vielen dieser Medikamente nimmt man an, dass sie zwischen einigen Jahren und Jahrzehnten schützen.

Die aktuelle Studie wurde mit 12.000 Personen in Guinea durchgeführt. Sie begann 2015, als dort Ebola ausgebrochen war. Unter den fast 6000 Personen, die die Impfung erhielten, wurden keine neuen Fälle 10 Tage nach der Impfung festgestellt. In der ungeimpften Gruppe traten 23 neue Fälle auf.

Hergestellt von der US-Firma Merck, die außerhalb der USA und Kanada unter dem Namen MSD tätig ist, enthält der Impfstoff eine genetisch veränderte Variante des Vesicular-stomatitis-Virus, das hauptsächlich Kühe befällt. Sie enthält Gene des Ebola-Virus. Die endgültigen Ergebnisse der Studie wurden Ende 2016 im Journal "Lancet" publiziert.

Jesse Goodman, Gründungsdirektor des Center on Medical Product Access, Safety and Stewardship an der Georgetown University, hält das Studienergebnis für "beeindruckend", sieht allerdings noch viele Unbekannte bei dem Impfstoff. Dazu gehört die Gesamteffektivität ebenso wie Sicherheitsaspekte – etwa bei der Gabe an Schwangere, HIV-positive Personen oder junge Kinder.

Studie mit HIV-Patienten und Menschen unter sechs Jahren beginnen gerade erst, sagt Tim Onath, Wissenschafts- und Operations-Chef bei Newlink Genetics, der Firma, die den Impfstoff erstmals von Forschern der kanadischen Regierung lizenzierte und mit Merck zusammenarbeitet.

Wissenschaftler werden aus diesen Untersuchungen allerdings nur eingeschränkte Informationen ableiten können. Nachdem der jüngste Ebola-Ausbruch abgeebbt ist, lässt sich die Effektivität der Impfung in diesen Gruppen nicht wirklich testen. Man kann die Geimpften auch nicht einem Virus aussetzen, das derart tödlich ist.

Preziosi meint, eine Kombination aus Ebola-Impfstoffen und neuen Therapieansätzen, die auch gegen verschiedene Stämme des Erregers helfen, sei notwendig, um neue Ausbrüche zu vermeiden und zu bekämpfen.

Lesen Sie zum Thema "Ebola" auch unseren Protokoll-Artikel:

(bsc)