Gasnetze sind laut Simulation nicht auf massiv veränderte Gasströme vorbereitet

Selbst bei ausreichend vorhandenem Gas kann es im kommenden Winter zu Versorgungsengpässen kommen. Grund dafür ist der Aufbau des Gasnetzes.

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(Bild: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com)

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Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Vor kurzem machte eine Modellrechnung der Bundesnetzagentur darauf aufmerksam, dass Gas auch im übernächsten Winter knapp bleiben dürfte. Nun melden sich Fraunhofer IEG, Fraunhofer SCAI und TU Berlin mit einer weiteren Warnung zu Wort: "Selbst bei ausreichender Verfügbarkeit von Erdgas fehlen LNG-Terminals und Pipelines, um das Gas in Europa anzulanden und zu verteilen." Bleiben russische Lieferungen aus, könne das Gasnetz in Deutschland während einer zweiwöchigen Kälteperiode laut Simulation nur 70 Prozent des Bedarfs decken. Diese "Versorgungslücke" könne laut IEG-Chef Mario Ragwitz bis 2025 geschlossen werden, "wenn der Erdgasverbrauch europaweit um 20 Prozent sinkt und gleichzeitig die Infrastruktur ausgebaut wird".

Das Problem: Das Pipeline-Netz ist nicht symmetrisch aufgebaut, sondern verzweigt sich von Ost nach West wie ein Baum. LNG aber wird vor allem von westeuropäischen Häfen aus eingespeist. Also muss das Gas auf einigen Strecken die Fließrichtung ändern.

Konkret fordern die Forschenden, die europäischen LNG-Terminals auszubauen. Dies sei "für die Erhöhung der Unabhängigkeit von russischem Erdgas essenziell." Da solche Terminals an der Nordsee allerdings mit dem "norwegischen Pipeline-Gas um Netzkapazitäten konkurrieren", plädieren die Institute für Terminals an der Ostsee, selbst wenn sich dadurch ein längerer Seeweg für die LNG-Frachter ergibt. Im Osten sei das Erdgasnetz bei wegfallenden russischen Importen weniger ausgelastet.

Die größten Flaschenhälse an Land hat die Studie zwischen Italien und Österreich, zwischen Deutschland und den Niederlanden sowie zwischen Spanien und Frankreich ausgemacht. Hier müsse die Kapazität erhöht beziehungsweise der Gasfluss umgedreht werden. Die sei "mit vergleichsweise geringem Aufwand verbunden", so das Gutachten. Soll heißen: innerhalb von sechs bis zwölf Monaten. Für den kommenden Winter dürfte es also selbst im optimistischsten Fall kaum reichen.

(grh)