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JavaLand 2019 mit erneuter Rekordkulisse

Michael Müller
JavaLand 2019 vor erneuter Rekordkulisse

Mit knapp 2100 Teilnehmern ist die JavaLand-Konferenz nun eine der größten Java-Konferenzen in Europa. Auf ihr kamen etliche Protagonisten der Java-Szene zusammen, um neueste Entwicklungen zu präsentieren.

Fried Saacke, Leiter der Veranstaltung und Chef der DOAG Dienstleistungen GmbH, konnte nicht nur viele Teilnehmer begrüßen, sondern auch einen Ausblick auf eine gewachsene Zahl von Vorträgen und andere Aktivitäten bieten. Nach wie vor handelt es sich bei der Konferenz um eine Veranstaltung von der Java-Community für die Java-Community. Das spiegelt sich beispielsweise im Programmkomitee wieder, das aus zahlreichen Mitgliedern, vornehmlich aus den Java User Groups, besteht.

Fried Saacke bei der Begrüßung. Im Hintergrund Mitglieder des Programmkomitees (Abb. 1)

Fried Saacke bei der Begrüßung. Im Hintergrund Mitglieder des Programmkomitees (Abb. 1)


Für eine multilinguale Einstimmung sorgte Ed Burns' Keynote. Der langjährige Wegbegleiter der JSF-Entwicklung (JavaServer Faces) sprach als Programmierer, der im Laufe der Jahre diverse Tools und Frameworks kennenlernen durfte, und präsentierte im Hauptteil seines Vortrags einen Vergleich diverser Programmiersprachen. Dabei stellte er Java die Sprachen Python, Go, JavaScript/Node.js und Swift gegenüber. Sie unterscheiden sich nicht nur intechnischen Aspekten, wie Typisierung oder Ausführung (interpretiert/kompiliert), sondern auch in ihrer Weiterentwicklung und den Anwendungsgebieten. Es liegt an den Entwicklern, die passende Sprache zu wählen. Burns' Vergleich konnte als Anregung oder Blaupause für einen eigenen Sprachvergleich genutzt werden.

Ed Burns' Betrachtung diverser Programmiersprachen (Abb. 2)

Ed Burns' Betrachtung diverser Programmiersprachen (Abb. 2)


Am Folgetag bot die Konferenz eine weitere Keynote. Diese wurde nun zum zweiten Mal von der Community bestritten. Unter dem Titel "Battle of the Giants" traten Java/Jakarta EE gegen Spring, Maven gegen Gradle und Eclipse gegen NetBeans an. Während die Protagonisten der Build-Systeme zusätzlich mittels Bauklötzen ihre Build-Fähigkeiten unter Beweis stellen mussten, durften alle ihre Systeme im Rahmen einer PowerPoint-Karaoke präsentieren. Da waren die Lacher garantiert.

Wenn auch die Konferenz zwischendurch für einen gewissen Spaßfaktor sorgte, waren die meisten Themen fachlicher Natur und in der Sache spannend. Bis zu acht parallele Sessions neben Community-Aktivitäten wie der Early Adopter's Area, dem Java Innovation Lab oder dem Hackergarten boten den Besuchern eine Fülle von Themen.

Als Erstes ist hier Java selbst zu nennen. Zurzeit der JavaLand-Konferenz wurde Java 12 veröffentlicht. War seinerzeit bei Java 9 ein großes Angebot an unterschiedlichen, jeweils gutbesuchten Vorträgen im Programm, fiel dieses Mal deutlich spärlicher aus. Ein Vortrag zu den Highlights der Versionen 10 und 11 sowie einer zu Value Types, die es noch nicht in das 12er-Release schafften, waren eher mäßig besucht. Angebot und Nachfrage zeigen ein deutlich abgekühltes Interesse an technischen Neuerungen – zumal es nicht so massive Änderungen wie seinerzeit für Java 9 gibt. Das ist auf die neuen, kürzeren Releasezyklen zurückzuführen.

Dalibor Topic, Product Manager bei Oracle, erläuterte die neuen Zyklen, verbunden mit der Empfehlung, recht zeitnah auf die jeweils aktuelle Version zu migrieren. Durch die kurzen Zyklen seien dort teilweise weniger Änderungen enthalten als früher in manchen Update-Versionen. Solche organisatorischen Informationen zum aktuellen Stand fanden mehr Interesse als die technischen Neuerungen am Sprachkern. Am stärksten beachtet war das neue Lizenzmodell von Oracle. Mit dem Java-8-Update im April wird auch Oracles Java 8 wie bereits die aktuellen Versionen 11 und 12 für den kommerziellen Einsatz kostenpflichtig.

Dennoch kann Java weiter frei genutzt werden: Oracle selbst bietet neben seinem Java, das zusätzliche Tools enthält, noch das OpenJDK zum Download an. Letzteres lässt sich auch kommerziell frei nutzen. Das OpenJDK bildet inzwischen die Basis für zahlreiche Java-Distributionen.

Eine weitere Kerntechnik, die JVM und hier insbesondere ihre Performance, stand hoch im Kurs. Die noch junge GraalVM, ausgelegt für hohe Performance, fand ebenfalls reges Interesse, sowohl im Rahmen einer eigenen Session als auch im Zusammenspiel mit Kotlin Native. Letzteres stellte Sacha Selzer im Zuge des Newcomer Track vor, wobisher wenig erfahrene Sprecher die Gelegenheit für ihren ersten großen Auftritt bekamen.

Java goes native – der erste Talk im Lecture Tent (Abb. 3)

Java goes native – der erste Talk im Lecture Tent (Abb. 3)

Stellt die Teilnehmerzahl bei den Vorträgen einen Indikator dar, ist das Interesse an der Enterprise Edition aktuell eher durchwachsen. Java EE wurde von Oracle an die Eclipse Foundation übertragen und lebt dort als Jakarta EE weiter. Doch sind noch viele juristische Fragen zu klären, bevor die Weiterentwicklung wieder auf vollen Touren laufen kann. Dennoch werden einzelne Spezifikationen aktiv weiterentwickelt und der GlassFish Application Server wurde kürzlich in seiner ersten Eclipse-Version präsentiert.

Das interessierte Publikum konnte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion über den aktuellen Stand und die künftige Entwicklung informieren. Eine wichtige Änderung ist die Entwicklungsreihenfolge: Es wird nicht mehr erst spezifiziert und dann implementiert. Künftig entsteht erst Code, der anschließend standardisiert wird.

Expertenpanel zur Jakarta Enterprise Edition bei der Diskussion (Abb. 4)

Expertenpanel zur Jakarta Enterprise Edition bei der Diskussion (Abb. 4)

Obwohl hochgradig interessant, war die Expertendiskussion eine eher spärlich besuchte Veranstaltung. Während einige der Experten forderten, nicht nur das MicroProfile in den Standard zu integrieren, sondern darüber hinaus ein frei zusammenstellbares Profil zu etablieren, gab sich Oracles Vertreter in dieser Frage skeptisch, verbunden mit der Sorge, dass man dies nicht zertifizieren könne. Wie sehr die Entwicklergemeinde es jedoch wünscht, war bei Vorträgen zum MicroProfile erkennbar; diese waren nämlich überwiegend sehr gut besucht. Das sollte Oracle ein Hinweis sein.

Das MicroProfile steht für die Etablierung von Microservices und Cloud. Während die Cloud noch im letzten Jahr das vielleicht dominierende Thema war, hat sich hier der Hype etwas gelegt und es war ein wenig "business as usual" erkennbar. Das Thema Microservices sorgte nach wie vor für volle Vorträge, egal ob es um Messaging, Testing oder Schnittstellen ging. Besonders erwähnenswert ist das Thema Transaktionen.

Gab es im letzten Jahr Warnungen, dass Microservices und Transaktionen nicht zusammenpassen, zeigte Lars Röwenkamp eine vielbeachtete Herangehensweise auf. Software wird "einfach" so gestaltet, dass ein Verzicht auf Transaktionen möglich wird. Das wird durch eine passende fachliche Reaktion erreicht, häufig eine Kompensation. Während eine Transaktion atomar, also ganz oder gar nicht abläuft, wird nun zugelassen, dass Teile einer Aktionskette bereits abgeschlossen sind, bevor die letzte Aktion ausgeführt wird. Ist beispielsweise eine Zahlung erfolgt, ohne dass der Betrag dem Empfänger zugebucht werden konnte, wird die Zahlung nicht ungeschehen gemacht (Rollback), sondern durch eine Rückzahlung kompensiert.

Nach wie vor hoher Informationsbedarf bestand bei Container-Techniken, wobei hier nicht so sehr der einzelne Container, sondern deren Orchestrierung, beispielsweise mit Kubernetes, oder deren Testbarkeit im Vordergrund standen. Überhaupt Testing: Wurde es früher als lästige Pflicht angesehen, gehören automatisierte Tests nun zum Standardrepertoire. Gut besuchte Vorträge zeigten das starke Interesse der Entwicklergemeinschaft.

Testen hat etwas mit Methodik zu tun. In diese Richtung geht auch das Thema Softwarearchitektur, das ebenfalls stark nachgefragt wurde. Carola Lilienthal grenzte Microservices von einer SOA ab und zeigte Wege von modularen Strukturen zu Microservices auf. Das Thema griff auch Henning Schwentner auf, der zeigte, wie ein Monolith mittels DDD (Domain Driven Design) strukturiert und in eine andere Architektur überführt werden kann.

Die sechste Auflage der Veranstaltung konnte das stete Wachstum fortsetzen. Es war zwar nicht mehr ganz so rasant wie in den Vorjahren, aber das ist auch gut so, um nicht zu einer unhandlichen Massenveranstaltung zu werden. Die kommende Ausgabe findet vom 17. bis 19. März 2020 erneut im Phantasialand statt.

Michael Müller
ist als Bereichsleiter Softwareentwicklung der InEK GmbH verantwortlich für Projekte im Web-, Java- und .NET-Umfeld. Daneben betätigt er sich als freier Autor und verfasst Fachartikel zu diversen Entwicklungsthemen sowie Buchrezensionen.
(ane [1])


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