Jobs in der Autoindustrie: Teamleiterin SW-Entwicklung und Fördermittelprojekte

Jobs, die in der Autoindustrie und bei Zulieferern künftig wichtig werden: Wie man Herstellung so optimiert, dass sie kosteneffizient und resilient bleibt.

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Jessica Harrendorf

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich

(This article is also available in English)

Die Autoindustrie und auch ihre Zulieferer befinden sich mitten in einem disruptiven Wandel. Allein schon der Wechsel vom Verbrennungs- auf den Elektromotor wird eine der Schlüsselindustrien fundamental verändern, auch und gerade in der Arbeitswelt. Zahlreiche Jobs werden entfallen, gleichzeitig neue entstehen und viele sich verändern. In einem Themenschwerpunkt wollen wir Arbeitsplätze in der Autoindustrie und ihren Zulieferern beleuchten, die es vor ein paar Jahren in dieser Form noch nicht gab, aber in den nächsten zehn Jahren an Bedeutung zunehmen werden. Firmen werden sich, noch stärker als aktuell schon, auf die Suche nach entsprechend ausgebildeten Mitarbeitern machen. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt dürften exzellent sein.

Dr. Jessica Harrendorf betrachtet mit ihrem Team Prozesse, Arbeitsplätze, Roboter und IT-Infrastruktur in der Produktion, um Potenzial für Verbesserungen zu finden. Sie berichtet von dieser Arbeit und wie die Team-Mitglieder von der internen Weiterbildung profitiert haben. Interne Weiterbildung ist ein zentraler Bestandteil erfolgreicher Umwälzungen, wie sie gerade in der Autoindustrie passieren. Auch diese Umwälzungen müssen als Prozesse betrachtet, analysiert und optimiert werden, damit am Ende gute Ergebnisse herauskommen. Bei Frau Dr. Harrendorf kommt noch der Aufgabenbereich "Fördermittel" hinzu. Da vor allem in Europa viel Geld aus der Bürokratie kommen kann, das aber meistens sehr umständlich ist, funktioniert eine Akquise so nebenher nicht, sondern braucht Einarbeitung und Arbeitszeit.

Was ist der Kern des Jobs?

Ich arbeite im Digital Factory Campus (DFC) im Werk Berlin-Marienfelde, der im September 2022 eröffnet wurde. Mit meinem Team treibe ich die Digitalisierung in der Produktion von Mercedes-Benz voran. Unser Ziel ist es, Herstellungsprozesse in unseren Produktionsstätten zu beschleunigen und zu optimieren.

Was sind die typischen Aufgaben darin?

Wir arbeiten wortwörtlich an der Zukunft des Unternehmens und verantworten viele Transformationsprozesse hin zu unserem Ziel, am Ende der Dekade vollelektrisch zu sein. Dabei liegt der Fokus meines Teams darauf, Techniktrends zu erkennen und diese für unsere Produktion nutzbar zu machen. Mein Job besteht im Kern aus zwei Teilen: erstens wertschöpfende Anwendungen für die Automobilproduktion, (wir nennen sie auch "Apps"), zu entwickeln und zweitens Fördermittelprojekte zu initiieren.

Worin besteht die Besonderheit des Jobs?

Für mich ist der Job insofern besonders, weil er meine persönliche Entwicklung darstellt. Ich habe als Programmiererin in der Produktion begonnen, mich aber bereits seit 2014 tiefergehend mit den Themen Industrie 4.0, Internet of Things (IoT), Big Data und Cloud befasst. Zeitgleich habe ich immer wieder in Fördermittelprojekten mitgearbeitet. Mein heutiger Job bündelt diese Erfahrungen perfekt und mein Team stellt sich täglich den Anforderungen der digitalen Transformation. Mit meinem Fachwissen, meinem Mut für Neues und meinem Netzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft kann ich somit aus meiner Sicht einen besonderen Job machen.

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Was bedeutet die Stelle im Mercedes-Benz-Konzern?

Eine Stelle als Teamleiterin ist erst einmal nur ein kleiner Teil vom großen Ganzen. Allerdings hat diese Stelle, beziehungsweise: das Team eine Vorreiterrolle für die digitale Transformation des Produktionsbereichs von Mercedes-Benz. Alle meine Kolleginnen und Kollegen kommen ursprünglich aus dem Produktionsbereich und haben sich aktiv durch zusätzliche Qualifizierungsmaßnahmen zu Software-Entwicklern weitergebildet. Sie sind ein Paradebeispiel für die gelebte Transformation bei uns im Konzern. Dies finde ich sehr beeindruckend. Im Zuge dieser Transformation entwickeln sich aber auch Produktionsprozesse immer schneller weiter. Unsere Aufgabe ist es, diese Veränderungen aktiv voranzutreiben und das Produktionsnetzwerk resilienter zu machen. So werden zum Beispiel Werkzeuge angepasst, Robotertechnologien verändert und Arbeitsplätze optimiert. Unsere Aufgabe am Berliner Standort ist es, diese Anforderungen frühzeitig zu erkennen und effektive Lösungen zu erarbeiten. Diese werden bei uns in Berlin erprobt, bevor sie aus dem Digital Factory Campus heraus in all unsere Werke auf der ganzen Welt ausgerollt werden.

Wie bist du in diesen Job gekommen?

Man könnte sagen, es ist Glück, doch manchmal ist es auch das richtige Timing. Ich entspreche vermutlich dem heutigen Zeitgeist, mein Führungsstil ist integrativ und durch die Zusammenarbeit mit vielen Studierenden geprägt, was mir in meinem Job bei der Potentialförderung von Mitarbeitenden sehr hilft. Darüber hinaus entsprechen natürlich meine Kenntnisse genau den Anforderungen für den Job.

Der Job selbst ist im Zuge der Transformation neu entstanden – für mich eine attraktive Chance, sich an der Zukunft des Unternehmens aktiv zu beteiligen. An den Job selbst bin ich durch eine klassische Bewerbung gekommen. Darin habe ich auf mein LinkedIn-Profil verwiesen, auch wenn das bislang doch noch nicht ganz so üblich ist.

Welche Ausbildung(en) brauchen Leute, die sich für den Job interessieren?

Ich selbst habe einen Doktor in den Ingenieurwissenschaften im Bereich Predictive Analytics, allerdings ist dies keine Notwendigkeit. Wichtig ist es, eine Leidenschaft für die Technik und die Marke Mercedes-Benz zu haben, gerne mit Menschen zu arbeiten und sein Hobby zum Beruf zu machen. In meiner Rolle ist ein Studium hilfreich, als Softwareentwicklerin oder -entwickler geht es aber auch ohne.

Welche Interessen sollte man haben, um den Job motiviert machen zu können?

Für mich ist das Erfolgsrezept, hinter den Dingen, die man tut, zu stehen und an deren Zweck wahrhaftig zu glauben. Ein Beispiel hierfür ist das Konsortium, welches ich für ein Fördermittelprojekt zusammengestellt habe. Es besteht aus hochmotivierten Menschen, die von verschiedenen Wirtschaftspartnern und Forschungseinrichtungen kommen. Mit ihnen teile ich eine Vision – das Verbundvorhaben „Werk 4.0“. Es handelt sich hierbei um einen umfassenden Ansatz, innovative Technologien in der Automobilproduktion zur schnelleren Reaktion auf unvorhersehbare Markt- und Technologieanforderungen zu integrieren.

Es ist faszinierend, zu sehen, mit welcher Begeisterung wir gemeinsam an einem Zukunftsprojekt arbeiten. Das motiviert mich, täglich mein Bestes zu geben.

Vervollständige den Satz für Interessierte an diesem Job: "Um hier seinen Platz zu finden, brauchst du ...“

... Ehrgeiz und die Leidenschaft, Dinge aktiv zu verändern, denn jegliche Form von Transformation ist ein kontinuierlicher Prozess.

(cgl)