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Neue Richtung: Vorstellung Suzuki GSX-S 1000 GT

Ingo Gach
Suzuki GSX-S 1000 GT

Mit dem neuen Sporttourer-Modell erhöht Suzuki schlagartig seine über die vergangenen Jahre etwas durchhängenden Marktchancen.

(Bild: Suzuki)

Suzuki bringt nach langer Zeit wieder ein interessantes Modell. Die GSX-S 1000 GT, ein Sporttourer mit geschliffener Aerodynamik, verbindet Kraft mit Komfort.

Suzuki hat sich in den letzten Jahren schwergetan, innovative Modelle auf den Markt zu bringen und die Verkaufszahlen sind in Europa dramatisch eingebrochen. Mit der GSX-S 1000 GT könnte die Marke eine Wende einläuten, der Sporttourer ist optisch gelungen, bietet Komfort und reichlich Dampf.

Das kann der Firmenzentrale in Japan nicht gefallen haben: Suzuki belegte letztes Jahr mit 7153 Neuzulassungen nur Platz sieben auf dem nicht ganz unwichtigen deutschen Markt und das als amtierender MotoGP-Weltmeister. Man hatte die angesagten Trends verschlafen.

Nun hat Suzuki endlich die Zeichen der Zeit erkannt und bringt einen schicken Sporttourer, der sich optisch von der alten GSX-S 1000 F entfernt und eher der Kawasaki Ninja 1000 SX annähert. Das Design der neuen Suzuki balanciert erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen Reisemotorrad und Sportler, hier steht das GT zurecht für "Grand Tourer". Sie wirkt kraftvoll, ohne aufdringlich zu sein und verfügt über eine ausgefeilte Aerodynamik, obwohl sie den Komfortansprüchen gerecht wird. Die GSX-S 1000 GT könnte das Modell sein, mit dem Suzuki auf die Erfolgsspur zurückkehrt.

Die Basis für die GSX-S 1000 GT bildet das im Frühjahr präsentierte Naked Bike GSX-S 1000, dessen Motor im Zuge der Euro-5-Norm für 2021 gründlich überarbeitet wurde. Die Ahnenreihe des 999-Kubikzentimeter-Reihenvierzylinders lässt sich bis zum Superbike GSX-R 1000 R des Jahres 2005 zurückverfolgen. Suzuki betont, dass die Leistungskurve im Vergleich zur GSX-S 1000 des Jahres 2020 nun deutlich linearer verläuft und die Leistungseinbrüche im mittleren Drehzahlbereich verschwunden seien.

Suzuki GSX-S 1000 GT (0 Bilder) [1]

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Dafür bekam der Motor eine neue Airbox, das Nockenwellenprofil wurde geändert, der Durchmesser der Drosselklappenkörper reduziert und die Auspuffanlage angepasst. Der Vierzylinder leistet 152 PS bei 11.000/min und 106 Nm Drehmoment bei 9250/min. Das ermöglicht souveräne Fahrleistungen, zumal das angegebene Leergewicht der GT mit 226 Kilogramm nicht allzu hoch liegt. In Anbetracht der ausgefeilten Aerodynamik sollte eine geschätzte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h durchaus möglich sein.

Zwei relativ kleine LED-Scheinwerfer und ein schmales LED-Tagfahrlicht sind in die spitz zulaufende Front integriert. Auch das Rücklicht und die Blinker arbeiten mit LEDs. Die seitlich ausgestellten Verkleidungsteile erfüllen die Funktion von Winglets, um den Anpressdruck zu erhöhen – die MotoGP lässt grüßen. Obwohl das Windschild gar nicht so hoch erscheint, verspricht Suzuki dem Fahrer einen guten Windschutz.

Der Aluminiumrahmen, der den Motor als tragendes Element aufnimmt, wurde von der jüngst überarbeiteten GSX-S 1000 [3] übernommen, die Schwinge stammt vom 203 PS starken Superbike GSX-R 1000. Beide Komponenten sind damit über jeden Verdacht der Unzulänglichkeit erhaben. Das Heck trägt ein neuer, verschraubter Hilfsrahmen im Gitterrohr-Design, der auch im Soziusbetrieb und mit Gepäck hohe Stabilität bieten soll.

An der Sitzposition tüftelten die Entwickler ausgiebig. Sie verbreiterten den Lenker um 23 Millimeter und rückten ihn um 14 Millimeter näher zum Fahrer, was eine aufrechtere Sitzhaltung ergibt, die Sitzhöhe beließen sie bei moderaten 810 Millimetern. Der vordere Teil der Sitzbank ist eher schmal gehalten und auch der oben breite 19-Liter-Tank hat unten tiefe Einbuchtungen für einen engen Knieschluss.

Bei der Vorderradaufhängung setzt Suzuki auf eine voll einstellbare Upside-down-Gabel von KYB, hinten lässt sich das Federbein in der Vorspannung und Zugstufe einstellen. Auf ein semi-aktives Fahrwerk verzichtet Suzuki wohl wegen der Kosten. Die radial montieren Monoblock-Bremszangen und die 310-Millimeter-Bremsscheiben stammen vom italienischen Spezialisten Brembo.

Im Cockpit der GT dominiert ein 6,5 Zoll großes TFT-Display und löst das veraltete LC-Display aus der GSX-S 1000 ab. Über die Suzuki-App mySPIN kann das Smartphone per Bluetooth oder WLAN gekoppelt werden. Bedient wird das Menü im Cockpit über eine Vier-Wege-Taste im linken Lenkerende. Telefonate und Musik können so auf ein Headset im Helm geleitet werden und das TFT-Display ermöglicht die Einblendung von Kalenderterminen und Karten zur Navigation.

Suzuki GSX-S 1000 GT Details (8 Bilder) [4]

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Im Cockpit der GT dominiert ein 6,5 Zoll großes TFT-Display und löst das veraltete LC-Display aus der GSX-S 1000 ab. Bedient wird das Menü im Cockpit über eine Vier-Wege-Taste im linken Lenkerende.

Außerdem lassen sich die Apps des Smartphones auf dem Display darstellen. Auch bei den elektronischen Fahrhilfen hat die GSX-S 1000 GT einiges zu bieten: Ride-by-wire ist selbstverständlich, drei Fahrmodi passen die Leistungscharakteristik des Motors an und die Schlupfkontrolle lässt sich in fünf Stufen einstellen. Ein Quickshifter ermöglicht kupplungsfreies Schalten in beide Richtungen, ein Tempomat hält eine gewählte Geschwindigkeit zwischen 30 und 180 km/h und die Leerlaufanpassung verhindert ein Abwürgen beim Anfahren.

Für die große Tour gab Suzuki der GSX-S 1000 GT ein breiteres Heck als noch dem Vorgängermodell GSX-S 1000 F zugestanden wurde. Das hintere Sitzkissen wuchs, Mitfahrende können sich nun an zwei großen Griffen festhalten und über einen gemäßigten Kniewinkel freuen, da der Abstand zu den Fußrasten größer ist. Sowohl der Lenker als auch die Fahrer- und Beifahrerfußrasten sind in Gummi gelagert, um Vibrationen zu reduzieren.

Die maximale Zuladung hat Suzuki auf ordentliche 190 Kilogramm festgelegt. Die GSX-S 1000 GT ist mit 14.450 Euro zwar nicht überteuert, aber auch kein Sonderangebot und liegt auf dem Preisniveau der Konkurrentin Kawasaki Ninja 1000 SX. Die serienmäßig bereits mit Kofferträgern und in Fahrzeugfarbe lackierten Koffern versehene GSX-S 1000 GT Travel Edition kostet 15.250 Euro. Beide Modelle sollen ab Dezember beim Händler stehen und kommen in den Lackierungen Metallic Triton Blue, Metallic Reflective Blue und Glass Sparkle Black. Endlich geht Suzukis Modellpolitik wieder in die richtige Richtung. Der kräftige Sporttourer GSX-S 1000 GT könnte gut auf dem deutschen Markt ankommen, denn Optik, Ausstattung und Preis stimmen.

Hersteller Suzuki
Modell GSX-S 1000 GT
Motor und Antrieb
Motorart Otto
Zylinder 4
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 999
Leistung in kW (PS) 112 (152)
bei U/min 11.000
Drehmoment in Nm 106
bei U/min 9250
Antrieb Dichtringkette
Getriebe Sequenzielles Schaltgetriebe
Gänge 6
Fahrwerk
Radaufhängung vorn Upside-down-Gabel; Federweg in mm: 120
Radaufhängung hinten Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein; Federweg in mm: 130
Reifengröße vorn 120/70ZR17
Reifengröße hinten 190/50ZR17
Bremsen vorn Doppelscheibe, Vierkolben-Festsattel
Bremsen hinten Einzelscheibe, Zweikolben-Festsattel
Maße und Gewichte
Radstand in mm 1460
Lenkkopfwinkel in Grad 65
Gewicht leer in kg 226
Tankinhalt in Litern 19
Sitzhöhe in mm 810

(fpi [6])


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