Tiere vermessen die Welt

Tiere reagieren sensibel auf Umweltveränderungen und warnen damit vor Gefahren – wenn man sie denn zu sehen bekommt. So will man sie künftig tracken.

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Tiere vermessen die Welt

Henri Weimerskirch besendert Albatrosse, um illegale Fischerboote aufzuspüren.

(Bild: CEBC / CNRS)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Jan Berndorff
Inhaltsverzeichnis

Der Harzer Roller, ein gelber Kanarienvogel, ist in Europa ein beliebtes Haustier – wegen seiner hübschen Farbe und seines lieblichen Gesangs, bei dem er so nett das „R“ rollt. Gezüchtet wurde er früher vor allem im Harz – daher der Name. Etwa ab 1880 entdeckten ihn Bergleute für ihre Zwecke. Denn er singt auch, wenn es dunkel ist, und reagiert empfindlich auf schlechte Luft: Steigende Kohlenmonoxidwerte lassen ihn verstummen und nach kurzer Zeit bewusstlos werden.

Deshalb nahmen die Bergleute den Harzer Roller in einem Käfig mit in die Stollen, damit er sie vor den geruchlosen, aber gefährlichen Grubengasen warnt. Fiel er von der Stange, hieß es Beine in die Hand und raus.

Nun lebt die Idee von Tieren als Sensoren wieder auf – diesmal nur um einige Dimensionen größer. Heute dienen Tiere nicht mehr nur als Bioindikatoren – wenn etwa das reine Vorhandensein kleiner Wasserlebewesen auf die Gewässerqualität hinweist. Vielmehr rekrutieren Forscher sie als unsere Augen, Nasen und Ohren in der Wildnis – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Seeelefanten liefern Daten aus der Tiefsee, Schneegeier aus dem Himalaja, Schafe und Ziegen warnen vor Vulkanausbrüchen, Kühe vor Erdbeben, und Albatrosse spüren illegale Fischfänger auf. Zu verdanken ist dies auch der Miniaturisierung der Technik: Forscher können den Tieren immer komplexere „Tags“ mit auf den Weg geben – Computerchips mit Sender und Sensoren.

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