Kommentar: Mehr Kleinwagen wagen

Die Zeiten des ungebremsten "höher, schneller, schwerer" sind eigentlich vorbei. Doch deutsche Autobauer steuern unverdrossen in die entgegengesetzte Richtung.

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Bye, bye, Fiesta!

(Bild: Ford)

Lesezeit: 2 Min.

Auch wenn der Ford Fiesta nicht wirklich zu den charismatischsten Modellen der Automobilgeschichte zählte: Dass er nun – wie BMW i3, Smart und die Mercedes A-Klasse – aus dem Programm verschwindet, ist eine schlechte Nachricht. Wieder ein Kleinwagen weniger. An mangelnder Nachfrage dürfte das eigentlich nicht liegen, eher an mangelnder Marge. Der kleine VW-up etwa verkauft sich offenbar wie geschnitten Brot.

Schon lange werden technische Verbesserungen beim Verbrauch durch immer größere und schwerere Wagen aufgefressen – der klassische "Rebound"-Effekt. Dieser scheint sich durch die Elektrifizierung noch zu verstärken. Dabei ist es aus Klimasicht wurscht, dass Autos immer effizienter werden. Entscheidend ist der absolute Verbrauch an Energie und Ressourcen.

Ein Kommentar von Gregor Honsel

Gregor Honsel ist seit 2006 TR-Redakteur. Er glaubt, dass viele komplexe Probleme einfache, leichtverständliche, aber falsche Lösungen haben.

Das reine Gewicht ist bei E-Autos zwar weniger problematisch als bei Verbrennern, weil zumindest ein Teil der Beschleunigungsenergie beim Rekuperieren wieder zurückgewonnen werden kann. Aber was ein Problem bleibt, ist eine große Stirnfläche und der damit verbundene Luftwiderstand. Weniger Stirnfläche heißt weniger Verbrauch heißt kleinere Batterie heißt weniger Ressourcen- und Stromverbrauch. Außerdem emittierten große und starke E-SUVs auch mehr Feinstaub durch Reifenabrieb.

Ein Nebeneffekt der deutschen Fixierung auf Luxuskarossen wie den neuen 7er-BMW: Die Abhängigkeit von China steigt weiter. Die chinesischen Hersteller brächten inzwischen günstige Elektromodelle mit neuer Technik und neuen Konzepten nach Europa, zitiert der Spiegel den PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert. "Als Ergebnis sehen wir, dass es kein europäisches Modell in die Top 5 der meistverkauften E-Autos weltweit schafft."

Schon lange zeichnet sich ab, dass die Zeiten des "Höher, schneller, schwerer" vorbei sind. Von allen Einschränkungen unseres Wohlstands, die auf uns zu kommen werden, ist der Umstieg auf ein kleineres Auto die harmloseste. Doch einige Autobauer und Kunden steuern genau in die gegenteilige Richtung. Deutlicher können sie nicht machen, wie egal ihnen die Welt ist.

(grh)