SETI: Aufruf zur Mithilfe bei Dekodierung von simulierter Alien-Nachricht

Eine ESA-Sonde wird am Mittwoch eine simulierte Nachricht von Außerirdischen zur Erde schicken. Wer will, kann sich dann an der Entschlüsselung beteiligen.

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Radioantennen des Allen Telescope Array bei Nacht

Das Allen Telescope Array soll das simulierte Alien-Signal empfangen.

(Bild: Seth Shostak/SETI Institute)

Lesezeit: 4 Min.

Die ESA-Sonde TGO am Mars wird am Mittwoch die Kontaktaufnahme einer außerirdischen Zivilisation simulieren und eine verschlüsselte Nachricht zur Erde schicken. Hier soll sie empfangen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, woraufhin sich Interessierte an der Dekodierung und der Interpretation der Nachricht beteiligen können. Das teilte das SETI-Institut mit, wo die Künstlerin Daniela de Paulis das Vorhaben entwickelt und vorbereitet hat. Es handle sich um eine revolutionäre Form von globalem Theater, mit dem auch die breite Öffentlichkeit für das Thema SETI interessiert werden soll. Mit dem Experiment namens "A Sign in Space" wolle man jetzt die Menschen zusammenbringen, die sich in Zukunft auch mit einer echten Nachricht von Außerirdischen auseinandersetzen können.

Geplant ist laut den Verantwortlichen, dass der Mars-Orbiter TGO (Trace Gas Orbiter) am morgigen Mittwoch um 21 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit das verschlüsselte Signal in Richtung Erde funkt. Hier werde es 16 Minuten später ankommen und von drei großen Radioteleskopen empfangen, dem Allen Telescope Array und dem Green-Bank-Observatorium in den USA sowie dem Radioobservatorium Medicina in der Nähe von Bologna. Dort soll der Inhalt der Nachricht dann bearbeitet und für die Öffentlichkeit aufbereitet werden. Danach soll sie online abrufbar sein und unter anderem in einem eigenen Discord-Kanal besprochen werden. Wer will, kann sich dort an der Arbeit mit der verschlüsselten Nachricht beteiligen, aber auch abseits davon kann sich allein oder im Team der Dekodierung widmen. Ergebnisse können auf der Projektseite eingereicht werden.

Aktuell kennen nur de Paulis und ihr Team den Inhalt der Nachricht, wie lange die Menschheit zur Entschlüsselung brauchen wird, ist noch nicht absehbar. Parallel zum Versand und Empfang der Nachricht ist am Mittwochabend ein Livestream geplant, in dem es unter anderem Interviews mit den Beteiligten geben soll. Nach Mittwoch sind über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen weitere solche Veranstaltungen geplant, schreibt das SETI-Institut. Bei den über Zoom gestreamten Diskussionen soll es um verschiedene Themen mit Bezug zu solch einer Nachricht, dem Umgang damit und den Folgen für die Menschheit gehen. Sie sollen der Öffentlichkeit offen stehen, eingeladen sind aber explizit auch Forscher und Forscherinnen aus allen Fachrichtungen.

Der Empfang einer Nachricht von einer außerirdischen Zivilisation "wäre für die gesamte Menschheit eine zutiefst transformierende Erfahrung", begründet de Paulis das irgendwo zwischen Kunst und Wissenschaft angesiedelte Projekt. Es biete "die einmalige Gelegenheit, dieses Szenario in einer globalen Kooperation konkret zu proben und sich darauf vorzubereiten". Vorgesehen sei eine ergebnisoffene Suche nach Bedeutung über alle Kulturen und Disziplinen hinweg. Beim SETI-Institut hofft man, dass die Welt auf diesem Weg etwas darüber erfahren wird, wie die Experten und Expertinnen in aller Verschiedenheit dabei zusammenarbeiten werden, um ein potenzielles Signal von Außerirdischen zu empfangen, zu verarbeiten, zu analysieren und dessen Bedeutung zu erschließen. Es geht also um einen globalen Übungslauf für ein weltbewegendes Ereignis, von dem nicht klar ist, ob es überhaupt einmal eintreten wird.

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Als SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) wird die Suche nach außerirdischen Signalen bezeichnet, trotz immer umfangreicher Analysen von teils dutzenden Millionen Sternen hat es dabei bislang keinen Erfolg gegeben. Zur Frage, warum das so ist, gibt es verschiedenen Theorien, angesichts der unvorstellbaren Größe der Milchstraße und erst Recht des Universums haben wir bislang aber auch nur einen verschwindend geringen Anteil überhaupt erforscht. Der erste Empfang einer Nachricht von Außerirdischen ist auch ein beliebtes Thema der Science-Fiction, zu den bekanntesten Stoffen gehört dabei sicher der Film "Contact" aus dem Jahr 1997. Im direkten Kontrast zu SETI steht METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence), so werden aktive Versuche bezeichnet, mit möglichen Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. Das ist deutlich umstrittener.

(mho)