AKW Saporischschja: Bor im Sekundärkreislauf – Block 5 wird untersucht

Im Sekundärkreislauf eines Reaktors des AKW Saporischschja wurde Bor gefunden, das sich dort eigentlich nicht befinden sollte. Auch gab es einen Stromausfall.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 40 Kommentare lesen
Block 2 des AKW Saporischschja. Davor für die Website des ukrainischen AKW-Betreibers Energoatom rot eingefärbte Personen, vermutlich russische.​

Block 2 des AKW Saporischschja. Davor für die Website des ukrainischen AKW-Betreibers Energoatom rot eingefärbte Personen, vermutlich russische.

(Bild: Energoatom)

Lesezeit: 2 Min.

Block 5 des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja wird zurzeit für Wartungszwecke in die Kaltabschaltung überführt. Die derzeitig russischen Betreiber des AKW wollen untersuchen, wie Bor in den Sekundärkühlkreislauf des Reaktors geraten ist, berichtet die Internationale Atomenergie-Organisation der UN (IAEA). Das AKW ist seit Anfang März 2022 russisch besetzt.

Borhaltiges Wasser wird normalerweise nur im primären Kreislauf eingesetzt, um die Reaktivität zu regulieren. Der Borwert im Sekundärkreislauf wird laut IAEA laufend überwacht. Die Betreiber sollen erklärt haben, die Werte blieben unter dem Grenzwert der technischen Spezifikationen. Im Sekundärkreislauf sei keine Radioaktivität gemessen worden.

Block 4 des AKW bleibt in der Heißabschaltung, um Dampf und Wärme zu erzeugen. Wie während einer Kaltabschaltung (cold shutdown) findet in einer Warmabschaltung (hot shutdown) keine Kernspaltung statt, im Primärkreislauf herrscht im Gegensatz aber Betriebsdruck. Während einer Kaltabschaltung können Brenn- und Steuerstäbe ausgetauscht und Wartungen vorgenommen werden.

Anstelle von Block 5 wird kein anderer der außerdem drei kaltabgeschalteten Reaktoren in die Heißabschaltung überführt, teilte die IAEA weiter mit. Vorige Woche wurde nämlich einer von drei 17,4-MW-Dieselkesseln in Betrieb genommen, um die nahe gelegene Stadt Enerhodar mit zusätzlicher Wärme zu versorgen. Die Dieselkessel befinden sich außerhalb des Kraftwerks.

Die staatliche ukrainische Atomaufsicht SNRIU tritt dafür ein, sämtliche sechs Reaktoren des AKW Saporischschja in kalten Shutdown zu überführen. Der ukrainische AKW-Betreiber Energoatom wirft dem jetzigen, russischen Personal stümperhafte Arbeit vor. Es setze für Dieselgeneratoren Schmiermittel ein, die dafür nicht geeignet seien, heißt es in einer Mitteilung. Im Notfall könne das ernsthafte Folgen haben.

Außerdem untersuchen die IAEA-Experten, die im AKW stationiert sind, die Ursache für einen Stromausfall in Block 6 vor einigen Tag. Am Tag nach dem Stromausfall hatten die AKW-Betreiber den IAEA-Experten mitgeteilt, dass ein Teil des Sicherheitssystems von Block 6 einer geplanten Wartung unterzogen worden sei. Der Strom war 90 Minuten lang nur in Block 6 ausgefallen, der sich zu der Zeit im cold shutdown befand. Der Reaktor bezog in der Zeit über ein Notstromdieselaggregat Strom.

(anw)