AOK und Barmer GEK lassen Ärzte online bewerten

Rund 30 Millionen Versicherte sollen nun ihre Ärzte im Internet über die Beantwortung von 33 Fragen bewerten können. Über die Angebote sollen geeignete Ärzte auffindbar sein.

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AOK und Barmer GEK haben am Dienstag jeweils einen Online-"Arztnavigator" gestartet. Die 30 Millionen Versicherten der beiden Krankenkassen sollen dort Ärzte anonym bewerten und nach einem geeigneten Arzt suchen können.

Die Krankenkassen hatten das Angebot seit Mai 2010 in den Pilotregionen Berlin, Hamburg und Thüringen getestet. In der derzeit laufenden Aufbauphase sollen auch nur dort die Ergebnisse der Befragung abrufbar sein, später überall. Momentan zeigt sich die Arztsuche aber noch überlastet. Wie es dort heißt wegen der "aktuellen Medienberichterstattung".

AOK-Versicherte ab 15 Jahren können sich an der Befragung unter aok-arztnavi.de beteiligen. Sie müssen sich dafür mit den auf der Versichertenkarte angegebenen Versicherten- und Kassennummern registrieren. Dadurch soll laut Mitteilung sichergestellt werden, dass jeder Nutzer nur eine Beurteilung je Arzt abgeben kann. Die gleichen Angaben müssen bei der Registrierung die Barmer-GEK-Versicherten machen, die ebenfalls ab einem Alter von 15 Jahren teilnehmen können. Wie das Portal der AOK wird auch das Angebot der Barmer GEK von der Bertelsmann-Stiftung, der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen, dem Forum chronisch kranker und behinderter Menschen im Paritätischen Gesamtverband, dem Sozialverband VdK und dem Verbraucherzentrale Bundesverband als "Weiße Liste" betrieben.

Der Fragebogen enthält 33 Fragen mit den Themenbereichen "Praxis und Personal", "Arztkommunikation" und "Behandlung". Die Entwicklungsphase des Projektes habe gezeigt, dass die abgefragten Bereiche für Patienten besonders wichtig sind und von diesen am besten beurteilt werden können, erklärte die AOK. Die Versicherten können angeben, ob der Arzt sie in Entscheidungen einbezieht, ob ihre Intimsphäre gewahrt wird oder ob sie den Arzt an Freunde weiterempfehlen würden.

Laut Barmer GEK können alle niedergelassenen Ärzte mit regelmäßigem Kontakt zu ihren Patienten beurteilt werden, also nicht Laborärzte und Pathologen. Auch Zahnärzte und Psychotherapeuten können zunächst nicht beurteilt werden. Für diese Ärzte sollen im nächsten Schritt eigene Fragebögen entwickelt werden. Die Ärzte sollen wiederum über die Bewertung ein "systematisches Feedback" bekommen, wie Jürgen Graalmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, erläuterte.

Für die Darstellung der Befragungsergebnisse in der Arztsuche sind zehn Beurteilungen je Arzt notwendig. So sollen verzerrende Darstellungen ausgeschlossen werden. Die Versicherten können Texte nicht frei eingeben, damit unsachgemäße Kritik und Diffamierungen ausgeschlossen sind. Ärzte sollen die Befragungsergebnisse sichtbar kommentieren können. Sie können Fotos ihrer Praxis hochladen und sich regelmäßig über neu eingehende Beurteilungen informieren lassen. Ärzte können aber auch die Ansicht ihrer Ergebnisse und die Beurteilungsmöglichkeit sperren lassen. (anw)