API-Zugriff nur gegen Geld: Über 100 Forschungsprojekte zu X/Twitter gestoppt

Seit dem Frühjahr gibt es keinen kostenfreien API-Zugriff auf X/Twitter mehr. Das hat für die Forschung zu den dort geführten Konversationen erhebliche Folgen.

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Silhouette Elon Musks vor dem Logo von X

(Bild: kovop/Shutterstock.com)

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Weil der Kurznachrichtendienst X/Twitter unter Elon Musk den Zugriff per API nur noch gegen Bezahlung anbietet, wurden mehr als 100 Studien gestoppt, unterbrochen oder abgeändert. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters, in deren Auftrag dutzende Forschungseinrichtungen befragt wurden. Fast einhellig seien die hohen Kosten für den Zugriff auf die Inhalte der Plattform als Begründung für den Abbruch der Analysen genannt worden.

Weggefallen war der kostenfreie Zugriff auf etwa 10 Millionen Tweets pro Monat für Forschungszwecke, als Twitter für den API-Zugriff monatliche Preise zwischen 100 und 42.000 US-Dollar eingeführt hat. Das können sich die Forschenden demnach nicht leisten. Gleichzeitig befürchten viele, von Musk verklagt zu werden, wenn er Ergebnisse nicht mag.

Die Befragung quantifiziert erstmals, welche Folgen die Änderung des Preismodells für den Schnittstellen-Zugang auf den Kurznachrichtendienst hat. Laut Reuters ging es bei den jetzt gestoppten Analysen unter anderem um die Verbreitung von Falschinformationen, Beiträge über Vergewaltigungen, den Schutz von Kindern auf X/Twitter und Hassrede.

Ein Forschungsteam hat demnach beklagt, dass es jetzt für Manipulationskampagnen aus China "blind" sei. Andere haben darauf verwiesen, dass im kommenden Jahren wichtige Wahlen wie jene des nächsten US-Präsidenten anstehen. Auch angesichts dessen sind Analysen sozialer Netzwerke wie X/Twitter wichtig, beispielsweise um die Verbreitung von Wahlwerbung zu analysieren.

Von X/Twitter hat Reuters demnach keinen Kommentar zu dem Bericht und den damit verbundenen Vorwürfen erhalten. Nach einigem Hin und Her hatte die Plattform im Frühjahr die neuen API-Preise öffentlich gemacht. Für 100 US-Dollar im Monat können damit über die Schnittstelle unter anderem bis zu 10.000 ausgelesen werden. Für die bis dahin üblichen Analysen der Debatten auf dem Dienst reicht das nicht. Ursprünglich hat Twitter für die Forschung einen gesonderten Vertrag angekündigt, daraus ist aber bislang nichts geworden. Stattdessen ist der Dienst im Sommer juristisch gegen eine Organisation vorgegangen, die Hassreden und Fehlinformationen in sozialen Medien wie X/Twitter untersucht.

(mho)