Aktionärsschelte auf der Telekom-Hauptversammlung

Auf der Telekom-Hauptversammlung am Donnerstag in der Kölner Lanxess-Arena gingen einige Aktionäre mit Vorstandschef René Obermann hart ins Gericht: Die zurückgenommene Gewinnprognose und eine magere Dividende führten zu Unmut.

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Von
  • ggo
  • Gernot Goppelt

Auf der gestrigen Hauptversammlung der Deutschen Telekom mangelte es nicht an Kritik. Einige Aktionäre gingen mit Vorstandschef René Obermann in der Kölner Lanxess-Arena hart ins Gericht. Dass nach nur acht Wochen die Gewinnprognose zurückgenommen worden war, bezeichnete ein Aktionärsschützer als "Pfeil ins Herz" der Anleger. "Völlig unverständlich", schimpfte ein anderer. Insgesamt jedoch fiel die Kritik milde aus und es gab auch Applaus.

Obermann kündigte einen "zügigen Umbau" des Konzerns an. Noch in diesem Jahr soll eine außerordentliche Hauptversammlung der Zusammenlegung von Mobilfunk und Festnetzgeschäft in Deutschland zustimmen. Die Telekom hatte im Februar den Umbau ihres Konzerns und die Integration von Festnetz und Mobilfunk angekündigt. Die neue Konzernstruktur soll in zwei Schritten erreicht werden: Zunächst soll die T-Mobile International AG mit der Deutschen Telekom verschmolzen werden. In einem zweiten Schritt werden T-Home und T-Mobile Deutschland in einer Gesellschaft zusammengeführt. Obermann verspricht sich vor allem durch die einheitliche Kundenbetreuung zusätzlichen Umsatz. Zudem würden Prozess- und IT-Kosten eingespart. Ein Stellenabbau sei mit dem Umbau in Deutschland nicht verbunden, betonte er.

Auch die erstmals steuerfreie Dividende von 0,78 Euro stimmte nicht alle Aktionäre versöhnlich. Die Dividende sei deswegen steuerfrei, weil sie nicht verdient worden sei, sondern aus der Substanz stamme, kritisierte etwa Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Auf Kritik stieß zudem der erneute Kursrutsch der Aktie nach der Gewinnwarnung vom vorvergangenen Dienstag. Danach hatte die T-Aktie in der Spitze zehn Prozent an Wert verloren, zuletzt lag sie bei gut neun Euro. Die Telekom rechnet im laufenden Jahr mit einem Rückgang des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2 bis 4 Prozent. Im Februar hatte Obermann noch ein EBITDA auf Vorjahresniveau bei 19,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Wegen seiner ungeklärten Rolle in der Telekom-Spitzelaffäre verweigerten die Aktionäre dem früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel die Entlastung. Wie von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagen, wurde die Entscheidung auf die kommende ordentliche Hauptversammlung im Jahr 2010 verschoben. Zumwinkel war im Zuge der Affäre um die Bespitzelung von Aufsichtsräten und Journalisten ins Fadenkreuz der Bonner Staatsanwaltschaft geraten. Die Telekom stellte inzwischen gegen ihn genau wie gegen den ehemaligen Konzernchef Kai-Uwe Ricke Schadenersatzforderungen in Höhe von einer Million Euro. Der neue Telekom-Datenschutz-Vorstand Manfred Balz sagte auf der Hauptversammlung, die Telekom gehe davon aus, dass Zumwinkel gemeinsam mit Ricke den Auftrag zur Bespitzelung von Journalisten erteilt habe. Die Spitzelaffäre spielte allerdings auf der Aktionärsversammlung keine so große Rolle wie im Vorfeld erwartet.

(dpa) / (ggo)