Atomkraft: Neue französische Reaktoren werden wohl 30 Prozent teurer als geplant

Sechs neue Atom-Reaktoren sollen zunächst in Frankreich gebaut werden. Laut einem Zeitungsbericht werden sie wohl teurer als ursprünglich geplant.

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AKW Flamanville am Ärmelkanal, im Vordergrund der dritte und neueste Reaktor.

(Bild: EDF)

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Die Atom-Projekte des französischen Energie-Unternehmens EDF und damit der Regierung werden voraussichtlich teurer als ursprünglich veranschlagt. Für geplante sechs neue Reaktoren in Penly, Gravelines und Bugey gehe EDF nun von ingesamt 67,5 Milliarden Euro Kosten aus statt wie zuvor von 51,7 Milliarden. Das berichtet die französische Zeitung Les Echos unter Berufung auf eingeweihte Personen. EDF selbst hat dazu noch keine Stellung bezogen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im vergangenen Jahr eine Renaissance der Atomkraft in dem Land angekündigt, dabei war die Rede von sechs neuen Reaktoren. In dem Zug übernahm der Staat die restlichen Anteile an EDF, die es noch nicht besaß, und nahm das Unternehmen von der Börse. Im Januar dieses Jahres hieß es aus Frankreich, dort würden 14 neue Reaktoren geplant.

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire forderte nun in der französischen Zeitung Le Monde von EDF, die bisherigen Fristen und Kostenvoranschläge für die zunächst sechs geplanten neuen Reaktoren einzuhalten. Aus den Plänen, gleich mehrere Reaktoren zu bauen, müssten sich Skaleneffekte ergeben und dadurch günstigere Kosten. Auf den Bericht von Les Echos bezog er sich dabei nicht.

Die Umweltorganisation Greenpeace wirft EDF und der französischen Regierung angesichts dieser und anderer "Kostenexplosionen" vor, die Energiewende bewusst zu sabotieren. Stattdessen versuche sie, eine teure und schwerfällige Industrie wiederzubeleben. Um die Kosten dafür auf die Bürger abzuwälzen, betreibe sie in der EU massives Lobbying, zudem habe sie mit elf anderen europäischen Ländern eine Nuklear-Allianz geschlossen. "Diese zig Milliarden Euro müssen dringend in Maßnahmen der Energieeffizienz und in die Entwicklung erneuerbarer Energien investiert werden", sagte Paule Boyer von Greenpeace Frankreich.

EDF plant neue Reaktoren der neuen Baureihe EPR zu errichten. Ein solcher entsteht zurzeit am AKW-Standort Flamanville für zurzeit geschätzt 13 Milliarden Euro. Dieser soll voraussichtlich dieses Jahr in Betrieb gehen – mit einer Verstpätung von zwölf Jahren und knapp 10 Milliarden Euro teurer als ursprünglich geplant. Der EPR im finnischen Olkiluoto habe 10 Milliarden Euro gekostet und die beiden EPR, die EDF im britischen Hinkley Point baut, werden voraussichtlich wesentlich teurer als geplant.

(anw)