Atomkraft: Habeck sieht keine Zukunft für AKW in Deutschland

Mangels nötiger Sicherheitsüberprüfungen laufen die Genehmigungen der drei letzten deutschen AKW aus. Daher sollten sie nicht weiter laufen, sagte Habeck.

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Robert Habeck

(Bild: ZDF)

Lesezeit: 3 Min.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht die Zeit als zu fortgeschritten an, um Atomkraftwerke in Deutschland länger als geplant laufen zu lassen. Eine Vorprüfung seines Ministeriums zeige, dass für die drei noch laufenden Atomkraftwerke keine nötigen Sicherheitsüberprüfungen mehr vorgenommen worden sind, mit dem Jahr 2022 laufe die Betriebsgenehmigung aus. AKW ohne Sicherheitsüberprüfung länger laufen zu lassen, sei keine Alternative, sagte Habeck dem ZDF in der US-Hauptstadt Washington D.C.

"Wir sagen ja, es sei die Stunde Null der deutschen Demokratie. Jetzt kann man nicht einfach ideologisch vorschreiben, was in der Vergangenheit galt", sagte Habeck. Daher habe er die Vorprüfung vornehmen lassen. "Wir kommen aus einer Phase, in der Deutschland sich blind auf Importe von Energie von Russland verlassen hat. Wir versuchen uns jetzt so schnell wie möglich breiter aufzustellen, also zu diversifizieren."

Die beste Waffe gegen Putin sei es, auf erneuerbare Energien zu setzen. Energie sei nun auch eine sicherheitspolitische Frage geworden. Da sei einiges in Bewegung gekommen, die FDP bezeichne die Erneuerbaren nun als Freiheitsenergien. Dabei bezieht sich Habeck auf Äußerungen des Finanzministers Christian Lindner (FDP) in der Sondersitzung des Bundestags am Sonntag zum Krieg in der Ukraine.

Die von Bundeskanzler Olaf Scholz am Sonntag angekündigten zwei Flüssiggasterminals, die in Deutschland so schnell wie möglich errichtet werden sollen, könnten bestenfalls in anderthalb Jahren verfügbar sein, sagte Habeck. Momentan sei er da in der Einschätzung zurückhaltend, "aber wir können in der Prüfung noch mal einen Zacken zulegen".

Habeck hatte am Sonntag in der ARD-Fernsehsendung "Bericht aus Berlin" nach der Bundestagssitzung gesagt, es gehöre zu den Aufgaben seines Ministeriums, verlängerte Laufzeiten für die deutschen AKW zu prüfen. Die drei Betreiber hatten zu dem Zeitpunkt der Verlängerung bereits eine Absage erteilt.

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Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte in der ARD-Sendung "Hart aber fair" am Montagabend einen kompletten Importstopp von Gas, Öl, Kohle und Metallen aus Russland gefordert. Auch müssten die Schlupflöcher bei den Sanktionen geschlossen werden, alle russischen Banken sollten vollständig vom Swift-System ausgeschlossen werden.

Drei AKW sind noch in Deutschland in Betrieb (7 Bilder)

Seit März 1984 ist Block C des AKW im bayerischen Gundremmingen in Betrieb. Block A war von 1967 bis 1977 in Betrieb. Der 1984 ans Netz gegangene Block B wurde am 31. Dezember 2017 abgeschaltet, Block C – ebenfalls 1984 in Betrieb genommen – folgte Ende 2021. (Bild: kkw-gundremmingen.de)

(anw)