Ausstellung: Mumien im Computer-Tomografen

Eine neue Ausstellung des britischen Museums in London versucht, mit dem Einsatz von Scannern den Geheimnissen des Mumienkults auf die Spur zu kommen.

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Von
  • dpa

Alt wurden die Menschen damals nicht. Die Forscher schätzen, dass dieser nur 1,60 m große Mann nur 20 bis 35 Jahre alt wurde. Seine Mumie ist 5500 Jahre alt.

Acht Mumien, acht Geschichten – mit diesem Versprechen lädt das British Museum zu einer Entdeckungsreise ein. In einem Gemeinschaftsprojekt mit Krankenhäusern haben Experten acht Mumien in Computer-Tomografie-Scanner geschoben. So deutlich wie nie zuvor sind Schmuck, Haare, Muskeln, Knochen, sogar Arterien der einbalsamierten und vielfach eingewickelten Personen zu sehen. Neue Informationen über Lebensweise, Kost und Krankheiten kamen ans Tageslicht.

"Es war so, als hätten wir in einem dunklen Raum das Licht angeschaltet, alles wurde plötzlich klar", sagt Kurator John Taylor. Die Ausstellung "Ancient Lives – New Discoveries" läuft noch bis zum 30. November 2014 in London. Den Besuchern solle die Möglichkeit gegeben werden, die Mumien ohne Schrecken zu sehen und sie als "menschliche Wesen" zu erkennen.

Die Mumien stammen aus der Zeit zwischen 3500 v. Chr. und 700 n. Chr. Zwei der Leichen wurden im heißen Wüstensand begraben und so "natürlich" mumifiziert, die übrigen sechs wurden durch aufwendige Einbalsamierung und Bandagierung gegen die Verwesung geschützt.

Die Mumien wurden nachts in speziell belüfteten Fahrzeugen in Krankenhäuser in London und Manchester transportiert, erläuterte Ko-Kurator Daniel Antoine. Experten hätten sie dann "Schicht für Schicht" durchleuchtet und ein 3D-Bild mit hoher Auflösung aufgebaut. Nach der Digitalisierung wurde es möglich, die Körper und Gesichter unter den Bandagen zu erkennen, so Antoine.

Die Skelette ließen nicht nur Rückschlüsse auf das Alter der Verstorbenen, sondern auch auf ihre Lebensgewohnheiten zu. So war Fettleibigkeit offenbar schon vor 2000 Jahren ein Problem – zumindest in der Oberschicht, die sich eine Einbalsamierung leisten konnte. Fettablagerungen in den Arterien der Mumien deuten auf Arteriosklerose hin, die möglicherweise auch zum Tod geführt haben könnte. Zudem waren damals Zahnabszesse an der Tagesordnung. Die typischen Krankheiten der Moderne gab es also schon in der Antike. "Dies sind keineswegs nur Krankheiten unserer modernen Zeit", sagt Taylor. (sea)