BMW und E.ON wollen Elektroautos schlauer laden

E.ON und BMW wollen die Batterien in Elektroautos intelligenter als bislang laden. Ein Ziel ist die externe Nutzung des Speichers.

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BMW iX beim Aufladen

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
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Die Energiewende im Stromsektor kann nur gelingen, wenn die flexiblen Lasten im Netz ausgeglichen werden können. Regelkapazitäten bei der Erzeugung sind ein Weg in diese Richtung, Speicher ein weiterer. Relevante Speicherkapazitäten sind im Verbund sind nicht trivial. Traktionsbatterien in Elektroautos könnten ein Teil der Lösung werden, doch bislang haben diese Ideen vor allem eines gemeinsam: Sie beschreiben eine mögliche Zukunftsvision. Der Energieversorger E.ON und BMW wollen mit einer Kooperation unter anderem dieses Thema nun voranbringen. Zunächst aber geht es darum, geschickter als bisher zu laden.

Die Idee ist nicht neu, doch bislang wird sie kaum genutzt: Statt eines zusätzlichen Speichers für die heimische Photovoltaikanlage wird Strom in das Elektroauto geladen und von dort bei Bedarf auch wieder entnommen. Die stationären Batterien als Puffer von Photovoltaik haben selten mehr als 15 kWh Energiegehalt. Würde man in einem Elektroauto mit 60-kWh-Batterie nur ein Drittel für die Entnahme freigeben, wären die meisten alltäglichen Strecken noch immer satt abgedeckt. Der Energievorrat für alle häuslichen Anwendungen wäre allerdings größer als mit dem bislang üblichen Weg über den stationären Speicher. Für viele Fahrprofile gäbe es keine Einschränkungen im Alltag.

In der Praxis zeigt sich allerdings, dass das nicht ganz einfach umzusetzen ist. Vielfach scheitert schon der Versuch, nur den Strom ins Elektroauto zu laden, der ansonsten ins Netz gehen würde. Elektroauto und Wallbox müssen beispielsweise mit geringen und flexiblen Lasten umgehen können. Soll Strom aus der Traktionsbatterie herausfließen können, wird technisch nochmals deutlich anspruchsvoller. Spannend wird dabei auch die Frage, ob der entnommene Strom ausschließlich im eigenen Haushalt (vehicle to home) genutzt wird oder auch der Netzstabilität (vehicle to grid) insgesamt dienen soll.

BMW und E.ON wollen in einer Kooperation nun intelligentes Laden und die Nutzung der Traktionsbatterie für externe Anwendungen umsetzen. Der Autohersteller und der Energieversorger wollen eine Schnittstelle schaffen, die drei bislang getrennte Systeme miteinander verbinden sollen: Smart Home, Energiesektor und Fahrzeug. BMW übernimmt in dieser Zusammenarbeit die Lade-Hardware und die Schnittstelle zum Kunden. E.ON verantworte neben den Services rund um Installation, Elektrik und Vernetzung beim Kunden zuhause auch nachhaltige Energietarife sowie den Zugang zum Energiemarkt, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der neuen Partner.

Elektrautos mit Solar-Überschuss laden

Ziel ist es, dem Kunden ein Komplettpaket aus einer Hand anbieten zu können. Starten soll das Angebot im Oktober 2023. Geplant sind zunächst zwei Varianten des zielgerichteten Ladens. Beim solar-optimierten Laden soll ein möglichst großer Anteil des selbstproduzierten Ladens im Vordergrunde stehen. Beim last-optimierten Laden werde die zuhause verfügbare Strommenge optimal balanciert, verspricht BMW. Später folgt ein kostenoptimiertes Laden: Die Batterie soll dann geladen werden, wenn Strom an der Strombörse gerade günstig ist. Der Fahrer kann, so der Plan, festlegen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt eine von ihm definierte Reichweite bereitsteht.

Erst später, wann genau, lassen die Partner derzeit offen, soll es möglich sein, die Traktionsbatterie extern anzuzapfen. Dabei ist das ein wesentlicher Bestandteil der formulierten Ziele. Denn einerseits ist der Trend zu immer größeren Energieinhalten der Speicher in Elektroautos ungebrochen, andererseits schwankt die durchschnittliche Tagesfahrleistung seit Jahren kaum nennenswert. Damit steigt in den Batterien der Anteil des meist ungenutzten Energieinhalts. Er könnte der Energiewende Flügel verleihen, wenn er auf breiter Front angezapft werden würde.

(mfz)