Bewerber-Ansturm für Domain-Registry .org

.info-Betreiber Afilias beispielsweise konnte die Internet Society (ISOC) als Partner für die Bewerbung um die begehrte Registry für .org-Domains gewinnen.

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Von
  • Monika Ermert

In einer Woche nimmt die Internet-Verwaltung ICANN die Bewerbungen für die Neuvergabe der .org-Registry entgegen. Wer im Domaingeschäft auf sich hält, bewirbt sich um die Registry mit über 2 Millionen Einträgen. Einen Coup landete dabei das .info-Konsortium Afilias: Es bewirbt sich als Betreiber für die Internet Society (ISOC). Kleinere Bewerber wie die Schweizer Switch, zentrale Registry für .ch- und .li-Domains, versuchen derweil noch fieberhaft, Chancen und Risiken abzuwägen. VeriSign, nach Übernahme des Ex-Monopolisten Network Solutions einer der Platzhirsche im Domain-Geschäft, muss vertragsgemäß die .org-Registry bis zum Ende des Jahres abgeben.

ISOC-Chefin Lynn St. Amour warb derweil bei den nationalen ISOC-Gruppen um Unterstützung für die Bewerbung. "Wir glauben, das ist eine interessante Gelegenheit für die ISOC und nicht-kommerzielle Gruppen, für die .org gedacht ist," ließ St. Amour die ISOC-Länderchefs wissen. Und Switch-Chef Marcel Schneider meinte gegenüber heise online: "Wir denken, wir könnten etwas machen für .org-Gemeinde. Wir haben auch ein paar Ideen für zusätzliche Services." Als Stiftung, die bislang nur rund eine halbe Million Adressen verwaltet, ist man bei Switch allerdings derzeit noch dabei, die juristischen Risiken abzuklopfen. Auch wenn ICANN auf Nachfrage der Schweizer zugestanden hat, dass für eine neue Registry außerhalb den USA nicht unbedingt US-amerikanisches Recht gelten muss, fürchtet Schneider mögliche teure Sammelklagen aus den USA.

Auch die finanzielle Seite sei nur sehr schwer kalkulierbar. Noch ist beispielsweise nicht klar, wie viel der neue Betreiber von den fünf Millionen US-Dollar sehen wird, die VeriSign mit der Neuvergabe bezahlen muss. Bei Switch will man erst im letzten Moment entscheiden, ob man in den Ring steigt. Ähnlich zurückhaltend sind auch die Äußerungen von .biz-Betreiber NeuStar/Neulevel; die ebenfalls als Kandidat gehandelte britische Poptel, Registry für die .coop-TLD, reagierte gar nicht auf Anfragen. Bei NeuStar macht man sich vor allem noch Gedanken um einen möglichen nicht-kommerziellen Partner, wie ihn Konkurrent Afilias in der ISOC gefunden hat. Zwar hatten sich ICANNs Direktoren darauf verständigt, dass auch kommerzielle Unternehmen sich um .org bewerben können, dennoch blickt der Rest der Konkurrenz nicht ohne Neid auf das ISOC-Arrangement. Pikante Fußnote am Rande: Ausgerechnet ICANN-Direktor Rob Blokzijl, dessen Frau zu diesem Zeitpunkt kurzzeitig bei Neustar unter Vertrag war, gehörte laut Sitzungsprotokoll zu den Befürwortern einer auch kommerziellen Lösung. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, betont man jetzt bei Neustar, während man auf der Suche nach einem Partner ist.

Bei der DENIC in Frankfurt winkt man ab. Zwar sei man mehrfach als mögliches "Feigenblatt" von interessierten Dritten gefragt worden, aktuelle Beschlusslage sei jedoch, dass man sich nicht um .org bewerben werde, ließ Denic-Chefin Sabine Dolderer wissen. Eine Bewerbung von VeriSign dagegen hält auch Switch-Chef Schneider trotz der Verpflichtung des Unternehmens, .org abzugeben, noch nicht für völlig ausgeschlossen. Sicher dabei ist VeriSign schon als Gründungsmitglied von Afilias. Afilias-Partner ISOC, der laut Hans-Peter Dittler vom deutschen ISOC-Vorstand auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern ist, werde im Fall des Zuschlags eine offene Registrierpolitik verfolgen. (Monika Ermert) / (jk)