Dutzende Millionen Accounts: Auch Blogging-Plattform Ghost kommt ins Fediverse

Das Fediverse wächst weiter: Über das zugrundeliegende Protokoll ActivityPub soll in diesem Jahr auch die Blogging- und Newsletter-Plattform Ghost föderieren.

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Text auf Tablet: "It’s time to bring back the open web."

(Bild: mapush/Shutterstock.com/ghost.org)

Lesezeit: 3 Min.

Die Blogging- und Newsletter-Plattform Ghost soll noch in diesem Jahr über das Protokoll ActivityPub an das sogenannte Fediverse angebunden werden. Dann können Autoren und Autorinnen nicht nur direkt Accounts auf Mastodon, Flipboard, WordPress und anderen Plattformen folgen, auf Ghost veröffentlichte Inhalte können auch von dort abonniert werden. Die Verantwortlichen von Ghost sehen darin die einzige Möglichkeit, im anhaltenden Wettbewerb um die Aufmerksamkeit einer nicht mehr groß wachsenden Zahl von Menschen mithalten zu können. Der Schritt unterstreicht einmal mehr, dass ActivityPub vor allem in den USA immer mehr Aufmerksamkeit bekommt und sich vom Fokus auf die Twitter-Alternative Mastodon lösen könnte.

Auf einer eigenen Seite zum Projekt ActivityPub vergleicht Ghost ActivityPub mit der E-Mail, dem größten offenen Protokoll des Internets. Genauso wie man darüber mit Menschen kommunizieren kann, ganz egal, bei welchem Anbieter die ihre E-Mail-Konten haben, ermögliche ActivityPub eine plattformübergreifende Kommunikation. Beide "teilen sich die User, anstatt um sie zu konkurrieren". Der Vorteil von ActivityPub sei, dass jede Plattform selbst bestimmen kann, wie die Inhalte dargestellt werden, gleichzeitig ermögliche das Protokoll die Vernetzung einer immer stärker wachsenden Community. Wenn die Twitter-Alternative von Threads vollständig föderiere, spreche man von 170 bis 200 Millionen Nutzer und Nutzerinnen, Ghost werde denen dutzende Millionen mehr hinzufügen.

Ghost gibt es bereits seit 2013, das Unternehmen vereinfacht das Online-Publishing für freie Autoren und Autorinnen, aber auch ganze Publikationen. Damit konkurriert der Dienst unter anderem mit Substack, um den Newsletter-Dienst gab es zuletzt aber einige Diskussionen. Weil dort auch rechtsextreme Autoren und Autorinnen geduldet wurden und viel Geld verdient haben, sind einige namhafte User von Substack zu Ghost gewechselt. Dort werden inzwischen zum Beispiel die IT-Meldungen von Platformer und dem neuen Medienunternehmen 404 veröffentlicht, auch The Atlantic läuft auf Ghost. Die Anbindung ans Fediverse sei der meist geäußerte Wunsch für die Weiterentwicklung gewesen, hat Firmengründer John Nolan erst vor wenigen Tagen auf Threads erklärt. Nun will man dem nachkommen.

Als Fediverse wird ein Netzwerk aus voneinander unabhängigen Plattformen bezeichnet, die über ActivityPub verbunden sind. Der größte und bekannteste Dienst im Fediverse ist Mastodon, nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk sind im Herbst 2022 zahlreiche Nutzer und Nutzerinnen dorthin geströmt. Damit haben sie das Fediverse ins öffentliche Bewusstsein geholt. Teil des Fediverse sind aber auch die Instagram-Alternative Pixelfed, die Reddit-Alternative Lemmy und die Mikroblogging-Plattform Misskey. Auch Accounts auf Threads können inzwischen in mehreren Ländern für das Fediverse geöffnet werden, an einer Brücke zu dem Kurznachrichtendienst Bluesky wird gearbeitet. Außerdem wandert die Magazin-App Flipboard ins Fediverse, WordPress-Blogs lassen sich bereits dafür öffnen.

(mho)