Chlor in die Nordsee: Alternative Technik für LNG-Terminal im Gespräch

Deutschlands erstes Flüssigerdgas-Terminal hat mit der Einleitung von Chlor in die Nordsee Kritik hervorgerufen. Jetzt wird über eine Alternative diskutiert.

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Schwimmendes Terminal: Die "Höegh Esperanza" in Wilhelmshaven.

(Bild: Nds. Staatskanzlei)

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Es ist einer der größten Kritikpunkte an Deutschlands erstem Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven: Damit Muscheln und Seepocken nicht von den Wasserrohren des schwimmenden Terminalschiffes Besitz ergreifen, wird laut dem Betreiber Uniper regelmäßig Chlor als Biozid eingesetzt. Die Abwässer landen anschließend in der Jade. Umweltschützer befürchten Schäden für die Nordsee und das Wattenmeer. Jetzt ist eine Alternative zur Biozid-Reinigung in der Diskussion. Sie soll bereits an einem weiteren LNG-Terminal in der Stadt im Nordwesten Niedersachsens eingesetzt werden, das sich derzeit im Bau befindet.

Laut eines NDR-Berichts soll dort Ultraschalltechnik verwendet werden. Dazu werden kleine Geräte von außen an den Rohren befestigt. Schallstöße verhindern Anhaftungen. Mit den Rohren wird Meerwasser aufgenommen, das zur Erwärmung des mit -162 Grad Celsius tiefkalten Flüssigerdgases genutzt wird. Auf diese Weise wird das LNG regasifiziert und kann anschließend in eine Pipeline eingespeist werden, die mit dem Gas-Fernnetz verbunden ist.

Der Betreiber des zweiten geplanten Terminals, TES, will diese Ultraschalltechnik nach eigener Aussage bei seinem geplanten Terminal einsetzen. Auf dem unweit der Uniper-Anlage gelegenen Grundstück laufen derzeit Erdarbeiten. Wie bei Uniper ist der Einsatz einer FSRU, einer Floating Storage and Regasification Unit, geplant – also eines Spezialschiffes, das LNG in Erdgas umwandelt. Die Pläne von TES sehen allerdings rasch einen Umstieg auf Wasserstoff vor. Dieser könnte für den Transport in Methan umgewandelt werden, das als LNG angelandet wird.

Im Falle von Uniper wäre laut NDR der Bund dafür zuständig, die FSRU umzurüsten. Denn während der Betrieb der Anlage und die Einspeisung in der Hand des Energiekonzerns liegen, wurde das Spezialschiff "Höegh Esperanza" vom Staat gechartert.

Mit der Chloreinleitung steht das LNG-Terminal in Wilhelmshaven bundesweit alleine da. In Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Deutsche ReGas an ihrem Terminal die FSRU "Neptune" einsetzt, werden die Wasserrohre mechanisch gereinigt. Und auch in Brunsbüttel, wo die "Höegh Gannet" als FSRU im Einsatz ist, wird ohne Chemie gesäubert. Allerdings kommt dort auch Prozesswasser aus einem nahen Industriepark zum Einsatz. Warum genau ein mechanisches Verfahren bei der "Höegh Esperanza" nicht infrage kam, ist unbekannt. Uniper erklärte bislang, eine Umrüstung sei nicht möglich.

(mki)