CompuServe 7.0 möglicherweise ohne Internet Explorer

Der Online-Dienst testet zurzeit eine Version seiner Zugangssoftware, die statt des Microsoft-Browsers die Gecko-Engine als Standard-Browser verwendet.

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Laut amerikanischer Medienberichte könnte der Online-Dienst CompuServe die künftige Version 7.0 seiner Zugangssoftware ohne den Internet Explorer ausliefern. So bestätigte die CompuServe-Mutter AOL Time Warner gegenüber CNet, dass zurzeit Tests mit einer Version der CompuServe-Software laufen, die statt des Microsoft-Browsers die Gecko-Engine des Mozilla-Projekts als Standard-Browser verwendet.

Offenbar will der Online-Dienst herausfinden, ob es den Netscape-Browser statt des Internet Explorers in seine Software einbauen kann. Netscape gehört ebenso wie CompuServe zum AOL-Konzern; die aktuelle Version 6.1 des Browsers benutzt die Gecko-Engine. Allerdings sei noch keine endgültige Entscheidung gefallen, welchen Browser CompuServe in seine künftige Software aufnehmen wird, hieß es bei AOL. Bisher verwendet CompuServe in seinem Programmpaket den Internet Explorer als Standard-Browser.

Sollte sich CompuServe für Netscape entscheiden, so könnte dies der erste Schritt zu einer Neuauflage der Auseinandersetzung zwischen Netscape und Microsoft um die Vorherrschaft im Browser-Markt sein: Im Juni waren die Verhandlungen zwischen AOL und Microsoft endgültig gescheitert, in denen es um ein Bundling der AOL-Zugangs-Software mit Windows XP ging. Die AOL-Software war mit allen Windows-Versionen der letzten Jahre ausgeliefert worden; Microsofts Internet Explorer gehörte im Gegenzug als alleiniger Browser zum AOL-Software-Paket – mit einer der Gründe für die starke Verbreitung des Microsoft-Browsers.

Seit dem Ende der Gespräche zwischen AOL und Microsoft rätseln Insider, wann AOL den Browser der Tochter Netscape in künftige Ausgaben seiner Zugangsprogramme integriert. Bereits im April hatte AOL in einem internen Strategie-Papier angekündigt, in kommende Versionen seiner Programme nicht mehr nur auf einen Browser setzen zu wollen. Laut des Papiers sollte die AOL-Zugangssoftware 7.0 beliebige Browser einbinden können. Dies hat nicht geklappt: Der Internet Explorer ist weiterhin der Standard-Browser des Anwendungspakets, das der Online-Dienst seit Dienstag in den USA anbietet. Die Tests von CompuServe sind jetzt aber der erste konkrete Hinweis darauf, dass AOL/CompuServe eines Tages mit der Trennung vom Internet Explorer ernst machen könnte. (jo)