Computerhändler soll Microsoft um mehrere Millionen Euro betrogen haben

Weil er über Jahre hinweg in großem Stil verbilligte Schulversionen von Microsoft-Software eingekauft und diese dann als Vollversionen weiterverkauft haben soll, muss sich seit heute ein 38-Jähriger vor dem Landgericht Gießen verantworten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Weil er den Softwarekonzern Microsoft um mehrere Millionen Euro betrogen haben soll, muss sich ein Computerhändler seit dem heutigen Dienstag vor dem Gießener Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38-Jährigen vor, von 1999 bis 2002 verbilligte Schulversionen für Schüler und Studenten in großem Stil eingekauft und als teure Vollversionen weiterverkauft zu haben. Außerdem soll er Pakete mit mehreren Computerprogrammen aufgeschnürt und als Einzelprogramme vertrieben haben. Für den Prozess sind vier Verhandlungstage angesetzt.

Der Geschäftsführer und Hauptgesellschafter einer Computerfirma im mittelhessischen Lich hat inzwischen Insolvenz angemeldet. Außer ihm stehen noch zwei weitere Angeklagte vor Gericht, die Schwesterunternehmen geführt haben. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten langjährige Haftstrafen: In einem ähnlichen Fall hatte das Landgericht Bochum im vergangenen Jahr einen Softwarehändler zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis wegen gewerbsmäßigen Betruges verurteilt. Der Delinquent hatte ebenfalls Schulversionen von Microsoft-Software neu verpackt und als Vollversionen verkauft. Der Schaden betrug mehrere Millionen Euro.

Die Vorwürfe gegen den 38-jährigen Hessen haben weitere Prozesse nach sich gezogen: Damit der Haftbefehl gegen ihn außer Vollzug gesetzt wurde, musste der Computerhändler 2,5 Millionen Euro hinterlegen. Sein Rechtsanwalt überwies das Geld von seinem eigenen Konto an die Gerichtskasse. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat sich der Jurist damit der Geldwäsche sowie der Beihilfe zur Vollstreckungsvereitelung schuldig gemacht, weil den Gläubigern mit der Transaktion der Zugriff auf die Summe vereitelt wurde. Der Strafprozess gegen den Anwalt soll vor dem Frankfurter Landgericht stattfinden. In einem Zivilprozess hat Microsoft außerdem den Rechtsanwalt und die Kanzlei, in der er tätig ist, auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagt. (pmz)