Curiosity: Prognose des Krebsrisikos bei Flügen zum Mars

Mit einem Strahlungsdetektor an Bord der Mars-Sonde Curiosity haben deutsche und US-amerikanische Forscher das Krebsrisiko bei Flügen zum Mars berechnet. Die sind demnach nicht unmöglich, aber kompliziert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Eine Reise zum Mars wäre für Astronauten ein großes gesundheitliches Risiko – aber sie ist möglich. Zu diesem Schluss kommt ein deutsch-amerikanisches Forscherteam des Southwest Research Institute, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Gemessen haben sie die Strahlenbelastung im All während des Flugs von Curiosity zum Roten Planeten. In einem Beitrag der US-Fachzeitschrift Science berechnen sie für Hin- und Rückreise insgesamt etwa 0,66 Sievert. Die Zeit des Astronauten auf der Marsoberfläche ist dabei nicht berücksichtigt. Laut NASA entspricht 1 Sievert einem fünf Prozent größerem Risiko, an Krebs zu sterben. Die US-Raumfahrtagentur selbst hat ein drei Prozent höheres Risiko als – bezogen auf die gesamte Laufbahn – maximal akzeptabel festgelegt.

"Das heißt: Es ist nicht unmöglich, aber es verkompliziert die Angelegenheit", ordnete der Kieler Physiker Robert Wimmer-Schweingruber die Ergebnisse gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein. Pro Strecke gehen die Forscher von 180 Tagen Reise aus. Die Überlegung: Die Abschirmung des Raumschiffs, mit dem Curiosity zum Mars geflogen wurde, ist vergleichbar mit jener bei einem möglichen bemannten Marsflug. Die Gefahr für einen Menschen sei daher bestmöglich abgeschätzt.

Auf der Erde schützen Atmosphäre und Magnetfeld vor der Strahlung.

(Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI)

Gesammelt hat die neuen Daten der Radiation Assessment Detector (RAD). Bisherige Studien hätten die Abschirmung nicht berücksichtigt, heißt es in dem Beitrag. "Wir liefern nun die bestmögliche Abschätzung der Strahlendosis", sagte Wimmer-Schweingruber. Unsicherheiten gebe es natürlich dennoch – zum Beispiel sei die Aktivität der Sonne nicht vorhersehbar. Die Studie zeigt aber, woran noch gearbeitet werden muss, bevor es zum Mars gehen kann. Vor allem stärkere Antriebe sind den Angaben zufolge notwendig – umso kürzer die Reise, desto niedriger das Risiko für die Gesundheit.

Ein besserer Schutz vor Strahlung sei hingegen kaum möglich, so Wimmer-Schweingruber. "Die galaktische Strahlung ist so energiereich, dass man sich nicht wirklich dagegen abschirmen kann", sagte der Forscher. Das höhere Risiko einer Krebserkrankung sei daher für einen Astronauten auf dem Weg zum Mars gegeben. Laut Wimmer-Schweingruber ist jedoch etwa die Gefahr eines Rauchers höher, Lungenkrebs zu bekommen.

Ausgetrocknetes Flussbett

(Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS)

Außerdem hätten neue Berechnungen die ersten Schätzungen bestätigt, die man zu einem ausgetrockneten Flussbett angestellt hatte. Das hatte Curiosity Ende September 2012 fotografiert, bereits damals waren die Forscher davon ausgegangen, die Überreste eines etwa knöchel- bis hüfttiefen Flusses vor sich zu haben. Das Wasser floss hier einst mit Schrittgeschwindigkeit von etwa einem Meter pro Sekunde. Man könne nicht genau sagen, wie lang der Fluss an dieser Stelle existierte, sicher aber mehr als nur Wochen oder Monate. (mit Material von dpa) / (mho)