Daten aus App zur Pflanzenbestimmung zeigen Veränderungen in Ökosystemen

Smartphone-Apps erlauben es, direkt vor Ort, Pflanzen zu bestimmen. Aus den Daten können aber auch großflächige Erkenntnisse über die Umwelt gewonnen werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen

Flora Incogniata im Einsatz

(Bild: Jana Wäldchen / MPI-BGC)

Lesezeit: 2 Min.

Apps zur Bestimmung von Pflanzen ermöglichen eine "erstaunlich gute" Erfassung großräumiger Muster in der Flora und liefern Ergebnisse, die denen professioneller Langzeit-Kartierungen teilweise vergleichbar sind. Das ist das Ergebnis einer Analyse verschiedener deutscher Forschungsinstitute anhand der Bestimmungs-App "Flora Incognita". Aus den damit in einem Zeitraum von lediglich zwei Jahren gesammelten Daten lassen sich demnach ökologische Muster ableiten, die zu denen aus einer langfristigen Kartierung vergleichbar sind, für die Tausende Experten und Expertinnen über 70 Jahre Daten gesammelt haben. Damit wird etwa untersucht, wo bestimmte pflanzen vorkommen und wie sich Umweltbedingungen im Verlauf der Zeit ändern.

Flora Incognita und die gleichnamige App gehen aus einer Zusammenarbeit der TU Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena hervor. Um damit eine Pflanze zu bestimmen, muss die lediglich fotografiert werden und "modernsten Methoden der künstlichen Intelligenz" bestimmt die Software dann die Art. Sie sei die erste in Deutschland verfügbare App zur Pflanzenbestimmung, die dafür auf tiefe künstliche neuronale Netze (Deep Learning) zurückgreift. Gegenwärtig erkennt die App demnach über 4800 Pflanzenarten. Allein unter Android wurde die App mehr als eine Million mal installiert und für die Studie konnten die Forschenden nun auf mehr als 900.000 Daten zurückgreifen, die mit der App zwischen 2018 und 2019 gesammelt wurden.

Im direkten Vergleich der Daten aus der App und der Datenbank FlorkKart auf Basis der Langzeitkartierung sei dann die große Übereinstimmung deutlich geworden. Das heißt über solch eine Zweitverwendung der Daten aus einer Bestimmungs-App könnten Veränderungen der Biodiversität viel schneller erfasst werden als mit klassischen Methoden. Gleichzeitig habe sich aber auch gezeigt, dass die Daten in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte stärker voneinander abweichen – es sei denn es handelt sich um beliebte touristische Ziele wie die Zugspitze oder Amrum. Auch die Interessen der App-Nutzer und -Nutzerinnen würden sich bei den Unterschieden widerspiegeln, da die etwa auffällige Arten häufiger fotografierten. Allein die schiere Masse der per App gesammelten Daten helfe aber bei der Rekonstruktion biogeographischer Muster. Künftig könnte das auf diesem Weg weltweit geschehen.

(mho)