Deutsche Unternehmen stark von Chips aus China abhängig

25 Prozent der vom Bitkom befragten Firmen kaufen Halbleiter aus China; weiterhin gibt es Lieferengpässe und die Chip-Preise steigen.

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Blick auf einen Wafer​

Blick auf einen Wafer

(Bild: c’t-Magazin)

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Chinesische Chipfirmen haben am weltweiten Halbleitermarkt bisher einen relativ kleinen Umsatzanteil, nämlich im Bereich von 5 Prozent. Doch für viele deutsche Firmen haben Chips aus China eine weitaus höhere Bedeutung, wie der IT-Branchenverband Bitkom meldet: 25 Prozent von 404 befragten Unternehmen kaufen dort ein.

Für die repräsentative Befragung wählte der Bitkom Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe und ITK-Dienstleister aus. 86 Prozent davon antworteten, dass sie Halbleiterbauelemente verwenden, für 83 Prozent sind sie sogar „unverzichtbar“.

Viele der befragten Firmen sind unabhängig vom Lieferland weiterhin von Lieferschwierigkeiten betroffen und 68 Prozent befürchten, dass sie im kommenden Jahr 2024 zunehmen werden. 10 Prozent hoffen hingegen, dass sich die Verfügbarkeit bessern wird. Durchschnittlich müssen die Firmen fünf Monate auf schlecht lieferbare Chips warten.

Auch steigende Preise machen den Einkäufern zu schaffen, das meldeten jedenfalls 93 Prozent von ihnen.

Für die relativ starke Abhängigkeit deutscher Firmen von chinesischen Halbleitern gibt es einige Ursachen, die Dr. Natalia Stolyarchuk vom Bitkom gegenüber heise online erklärte. Demnach machten 39 Prozent der für die Bitkom-Studie befragten Firmen keine Angaben dazu, aus welchen Ländern sie Halbleiter kaufen. Mit 25 Prozent war China aber das meistgenannte Zulieferland vor den USA (21 Prozent), Taiwan (17 Prozent), Südkorea (10 Prozent) und Singapur (7 Prozent).

Dr. Stolyarchuk weist auch darauf hin, dass einerseits zwar nur relativ wenige Chiphersteller, die ihren Hauptsitz in China haben, nach Deutschland verkaufen. Andererseits wiederum haben dort jedoch viele Chiphersteller aus anderen Ländern Produktionsstandorte, etwa für Test & Packaging.

Zudem beziehen viele der befragten deutschen Firmen aus China diskrete Halbleiterbauelemente, bei denen es besonders stark auf niedrige Preise ankommt. Bei solchen „einfachen“ Chips hat China einen sehr hohen Marktanteil, laut der Datensammlung oec.world im Jahr 2021 beispielsweise 39 Prozent für Produkte, die unter die Zolltarifnummer 8541 fallen, wie Dioden, Transistoren und LEDs.

Und schließlich kaufen laut Dr. Stolyarchuk zahlreiche deutsche Firmen in China komplette elektronische Baugruppen oder bestückte Module, also keine einzelnen Chips.

94 Prozent der vom Bitkom befragten deutschen Firmen „halten steuerliche und förderpolitische Anreize für Bestellungen bei Herstellern in Europa für eine besonders wichtige staatliche Maßnahme“. Allerdings werden viele Firmen auch selbst aktiv: Rund 60 Prozent schließen langfristige Lieferverträge, etwa die Hälfte sucht alternative Zulieferer und fast 40 Prozent haben ihre Produkte verändert, um andere Bauteile verwenden zu können. Rund 18 Prozent der Firmen bauen eigenes Know-how zur Entwicklung von Halbleitern auf.

(ciw)