RelaisGate: VDE sieht Voraussetzungen für Betriebserlaubnis nicht mehr erfüllt

Der VDE hat gegenüber heise online Stellung zu den fehlenden NA-Schutz-Relais in den Deye-Wechselrichtern bezogen. Es drohe der Verlust der Betriebserlaubnis.

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Deye-Wechselrichter an PV-Anlage

(Bild: heise online / dmk)

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Auf Anfrage von heise online hat jetzt der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V., kurz VDE, zur Situation um fehlende NA-Schutz-Relais bei Deye-Mikrowechselrichtern Stellung bezogen. Das Normungsgremium des VDE hat die Norm VDE-AR-N 4105 entwickelt, die dieses Relais fordert. Der Verein sieht die Grundlagen für die Betriebserlaubnis als nicht mehr als gegeben an, wenn das verwendete Zertifikat nach VDE-AR-N 4105 ungültig ist.

Laut VDE ist davon auszugehen, "dass bei einer Bestätigung durch die BNetzA betroffene Erzeugereinheiten unverzüglich außer Betrieb gesetzt und zurückgerufen werden müssen". Es sei nicht Aufgabe des VDE, in Bezug auf Vorsatz und möglicherweise verwirklichte Straftatbestände zu ermitteln, dies müssten die zuständigen Behörden erledigen.

Deye gibt in seiner Stellungnahme an, dass lediglich Geräte, die in Deutschland und Österreich verkauft wurden, für ein kostenloses externes Relais qualifiziert seien. Das impliziert, dass das Problem lediglich Deutschland und Österreich betreffe. Das ist dem VDE zufolge nicht richtig: "Das Relais ist auch in anderen Ländern Grundvoraussetzung". Die Aufgabe des Kuppelschalters sei die Trennung der Erzeugereinheit oder Erzeugeranlage vom Stromnetz, nicht die "Abschaltung". Damit sei stets eine galvanisch isolierte Trennung gemeint, wodurch Halbleiter oder sogenannte "Solid State Relais" ausgeschlossen seien.

Der VDE ergänzt weiter: "Auch in der europäischen Norm EN 50549-1 'Anforderungen für zum Parallelbetrieb mit einem Verteilnetz vorgesehene Erzeugungsanlagen' steht: 'Schalter müssen Leistungsrelais, Schütze oder mechanische Leistungsschalter sein' und es 'müssen mindestens zwei Schalter in Reihe zwischen jeder Erzeugungseinheit und dem Netzanschlusspunkt vorhanden sein." Auch die internationale Norm für Wechselrichter, IEC 62109, spreche sich dafür aus.

An die Normerfüllung durch die von Deye vorgeschlagene zusätzlichen Relais-Box zweifelt der VDE: "Das Nachrüsten eines 'externen Relais' ist nicht ohne Weiteres möglich. Es müsste schon ein vollwertiger 'zentraler NA-Schutz' sein, der auch alle entsprechenden Anforderungen erfüllt. Eine Lösung, wo der Verbraucher selbstständig den NA-Schutz integrieren und lösen kann, entspricht nicht den Anforderungen der geltenden internationalen und nationalen Normen".

"Der NA-Schutz beschreibt einen Auslösekreis, der auf einen solchen Kuppelschalter wirkt. Für Anlagen mit S<30 kVA ist ein zentraler NA-Schutz am zentralen Zählerplatz oder dezentral in der Unterverteilung oder ein integrierter NA-Schutz vorgesehen. Ist der NA-Schutz im Wechselrichter integriert, muss auch der Kuppelschalter im Wechselrichter integriert sein. 'Der integrierte NA-Schutz wirkt auf einen integrierten Kuppelschalter' (VDE AR N 4105 Kap. 6.3)", erklärt der VDE dazu.

Der VDE und seine Partner planen keine Maßnahmen zur Marktüberwachung bei Mikrowechselrichtern. Das sei Aufgabe der Bundesländer. "Für die vom VDE ausgestellten Zertifikate führt der VDE in regelmäßigen Abständen stichprobenartig Kontrollen der Produkte und Fertigungsstellen durch", fügt der VDE jedoch hinzu.

In den Diskussionen um die fehlenden Relais kamen Beiträge auf, dass das NA-Schutz-Relais nur für "große" Anlagen sinnvoll und zwingend seien, kleinere Anlagen würden das eher nicht benötigen. Auch hier hat der VDE einen ganz klaren Standpunkt: "Sicherheitsregeln sind nicht beliebig und müssen unabhängig von der Größe eines Erzeugers gelten. Es sollte zudem beachtet werden, dass kleine Erzeuger (generell Trafogeräte) in der Regel jetzt schon nur ein einziges Trennrelais anstelle von zwei haben. Auf das zweite Relais wurde hier bereits verzichtet, weil der integrierte Transformator eine galvanische Trennung sicherstellen kann".

Solch ein Trafo könne aber etwa durch einen Isolationsfehler die Trennwirkung verlieren. Daher sei die Einfehlersicherheit, bei der ein einzeln auftretender Fehler noch keine fatalen Folgen haben darf, bei kleinen wie bei großen Anlagen wichtig.

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Auslöser der Diskussion war, dass Anfang Juli einige Youtuber darauf hingewiesen haben, dass offenbar ein Bauteil bei Mikrowechselrichtern des Herstellers Deye in den Seriengeräten weggelassen wurden. Deye versucht, das Problem mit einer externen Relais-Box zu lösen.

(dmk)