Die T-Aktie gerät unter die Räder

Ron Sommer wird am kommenden Donnerstag wohl eine turbulente Telekom-Hauptversammlung erleben. Ihm gelingt es anscheinend nicht, den Druck von der T-Aktie zu nehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 109 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die T-Aktie gerät an den Börsen immer tiefer in einen Abwärtssog. Am Donnerstag ließ ein Bericht der Rating-Agentur Moody's den Kurs der einst beliebten Volksaktie erstmals unter die Marke von 12 Euro abstürzen. Vorübergehend erreicht das Papier mit einem Kurs von 11,76 Euro ein Allzeittief. Das waren knapp 20 Prozent weniger als der Ausgabekurs (14,57 Euro) von 1996. Am Nachmittag erholte sich die Aktie dann wieder etwas; derzeit liegt sie aber mit einem Kurs von 12,11 Euro immer noch mit 2,73 Prozent im Minus.

Moody's hatte in einem Bericht den Ausblick für die Telekom und deren US-Tochter VoiceStream von "stabil" auf "negativ" herabgestuft. Vorstandschef Ron Sommer gerät durch die Hiobsbotschaften in den vergangenen Tagen weiter unter Druck. Am kommenden Dienstag wird er sich auf der Hauptversammlung des Unternehmens den Fragen von Aktionären stellen. Beobachter rechnen mit einer turbulenten Veranstaltung, weil es dem Telekom-Lenker offenbar nicht gelingt, den Druck von der T-Aktie zu nehmen.

Aktionärsvertreter hatten bereits angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat wegen des Kursrutsches und der hiermit verbundenen Vernichtung von Vermögenswerten die Entlastung zu versagen. Erst am Mittwoch hatte der Quartalsbericht der Telekom den Aktienkurs wegen eines unerwartet hohen Konzernfehlbetrages belastet.

Hintergrund der pessimistischen Aussagen von Moody's sind die Probleme der Telekom in der Festnetzsparte. Die nach wie vor stärkste Säule im Konzern, die als einziger Bereich schwarze Zahlen schreibt, ist wegen des Preisdrucks ertragsschwächer geworden. Die angespannte Branchensituation werde andauern, zumal die Wachstumsraten im Festnetzgeschäft zurückgehen könnten, hieß es in dem Bericht von Moody's. Die Telekom müsse auf diese Entwicklung mit entsprechenden Maßnahmen reagieren.

Hierzu gehört auch ein weiterer Stellenabbau, den die Telekom beschleunigen möchte. Im Düsseldorfer Handelsblatt nannte Personalvorstand Heinz Klinkhammer erstmals eine Zahl von 22.000 Stellen, die das Unternehmen bis 2004 in Deutschland streichen will. Dabei sei der Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen mit Betriebsrat und Gewerkschaft fest vereinbart.

Klinkhammer will die Kürzungen ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne bringen. "Wir brauchen ein Szenario, das bezahlbar bleibt", sagt er laut dem Bericht. In Bereichen mit Personalüberhang sollen ganze Abteilungen in Qualifizierungsgesellschaften überführt werden. Dort könne die Weiterbildung von der Telekom, mit Eigenbeteiligung der Beschäftigten und öffentlicher Förderung bezahlt werden.

Gegenwärtig verhandeln die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und Telekom über einen neuen Tarifvertrag. Über einen zusätzlichen Stellenabbau wollen die Arbeitnehmervertreter indes nicht reden. "Wir müssen aber jetzt zu mehr Flexibilität kommen", sagte Klinkhammer dem Wirtschaftsblatt. Nach weiteren Angaben des Personalchefs sollen weltweit von gegenwärtig 256.000 Arbeitsplätzen rund 38.400 dem Rotstift zum Opfer fallen. Gleichzeitig würden im Gegenzug aber 15.600 neue Stellen geschaffen. (dpa) / (anw)