EICAR: Informationssicherheit für alle

Während Sasser für Aufregung sorgt, geht es bei der 14. Jahrestagung des European Institute for Computer Anti Virus Research (EICAR) nachgerade idyllisch zu.

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Von
  • Detlef Borchers

Während Sasser für Panik sorgt und Microsoft das Bundesinnenministerium bei der IT-Sicherheit unterstützt, geht es bei der 14. Jahrestagung des European Institute for Computer Anti Virus Research (EICAR) in Luxemburg nachgerade idyllisch zu. Unter dem allumfassenden Thema "Information Security in the Information Society" liefern Firmen wie Microsoft ihre Powerpoints ab, in denen in Hinblick auf die kommende WinHEC-Konferenz die neue NGSCB-Sicherheitsarchitektur gepriesen wird. Zu den positiven Aspekten der schon altehrwürdigen Konferenz, bei der sich alles um ein Gala-Dinner mit vielen Reden und Ehrungen dreht, gehört die Aufnahme neuer Sicherheitsaspekte in die Agenda. Nicht nur die Viren stören die Privatsphäre der Computernutzer, sondern auch die Chip gewordenen Viren der RFID-Klasse. Aus diesem Grunde gibt es eine neue EICAR-Arbeitsgruppe und auf der zweitägigen Konferenz auch einen Vortrag von RSA Security über verschiedene Typen von RFID-Blockern dieser Firma. Das von RSA gewählte Beispiel, nach dem Passsanten auf der Strasse identififiziert werden, weil sie das Kapital von Marx und ein kommunistisches Handbuch in der Einkaufstüte haben, belustigte eher. Die Debatten beginnen eher dort, wo RSA-Vertreter Mike Szydlo behauptet, dass RFID-Chips von Konkurrenten benutzt werden könnten, das Supply Chain Management einer Firma auszuspionieren.

Gegen Ende des ersten Konferenztages stellen Vertreter aus Belgien, Luxemburg, der Schweiz und Deutschland ihre Varianten des CASES-Projektes vor, das Virenschutz als öffentlichen Gesundheitsschutz definiert. Im Kern geht es bei Projekten wie dem Schweizer Melani (Melde- und Analysestellung Informationssicherung) darum, dass Vireninformationen in allen Sprachen aktuell und doch verständlich für den Laien angeboten werden. "Es geht doch nicht an", ereiferte sich Urs Gattiker von der Fachhochschule Lübeck über Sasser und andere Kalamitäten, "dass Virenspezialisten Freitagnachmittag alle wichtigen Informationen veröffentlichen, diese aber bis Montag, Dienstag liegen bleiben, weil in den Nachrichtenagenturen Feierabend ist. Es muss doch jemanden geben, der in der Sprache des Durschnittsbürgers Vireninformationen verteilt, die dieser verstehen kann." Bei den auf der EICAR komplett versammelten Vertretern der Antivirenindustrie erntete Gattiker damit nicht nur Zustimmung. "Es reicht doch, wenn Otto Normalverbraucher unser Programm installiert und es so einrichtet, dass es ein- bis zweimal am Tag die neuesten Schutzinfos und Virensignaturen abholt", lautete unisono der Kommentar der professionellen Virenjäger. Von denen freilich niemand die Rolle des Buhmannes übernehmen wollte. (Detlef Borchers) / (wst)