Einführung neuer Top Level Domains beschlossen

".com" bekommt Konkurrenz: Noch in diesem Jahr will ICANN die erste Runde für neue generische Top Level Domains einläuten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Nach einer fünfjährigen Diskussion der Branche mit Jon Postel und später der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) bekommt ".com" Konkurrenz: Noch in diesem Jahr will ICANN die erste Runde neuer generischer Top Level Domains (gTLD) bekannt geben. Nur eine gute Stunde gaben sich die 19 Direktoren der ICANN in ihrer Sitzung in Yokohama am heutigen Sonntag noch, um die historische Entscheidung zu treffen. "Es darf applaudiert werden", erinnerte ICANN-Chef Mike Roberts das Publikum, das von der schnellen, einstimmig getroffenen Entscheidung schier überrascht schien.

Die Resolution kommt allerdings, abgesehen von einem genauen Zeitplan, vergleichsweise allgemein daher. Fest steht nur, dass ICANN am 1. August eine offizielle Ausschreibung für potenzielle Registry-Betreiber und Registry-Sponsoren startet und plant, aus den bis 1. Oktober eingehenden Vorschlägen unterschiedliche Modelle für die Integration ins DNS auszuwählen. Dabei sollen sowohl offene als auch satzungsgebundene ("chartered") Domains, sowohl kommerzielle als auch nichtkommerzielle Domains und schließlich auch Domains nur für Privatpersonen zum Zug kommen. Ausserdem sollen möglichst Vorschläge aus unterschiedlichen Regionen zum Zug kommen. Man wolle keine fünf US-Vorschläge, kommentierte ICANNs Interims-Boardvorsitzende Esther Dyson.

Bewerber müssen der ICANN ihre technischen Qualitäten und die Details des hinter dem Vorschlag stehenden Geschäftsmodells nachweisen. Ausserdem sollen sie die Regeln für Registrierung der von ihnen geplanten TLD (registry policy) und Maßnahmen zum Schutz der Nutzer bei technischen Problemen und bei Markenrechtsverletzungen vorschlagen.

Wie viele neue TLDs die ICANN am 20. November nach ihrer Jahreshauptversammlung bekannt geben wird, darauf wollten sich die Direktoren noch nicht festlegen. "ICANNs Büro ist der Meinung, dass wir sehr vorsichtig mit der Einführung sein sollten", sagte ICANNs Vizepräsident Louis Touton. "Bei einer Einführung von zehn neuen TLDs würden wir mit unseren Kapazitäten, den Prozess zu begleiten und zu beaufsichtigen, an eine Grenze kommen." Wenn man in dieser ersten Runde Probleme mit der Einführung der neuen gTLDs bekomme, gefährde man möglicherweise weitere Öffnungen des DNS.

Bewerber können sich auch für mehrere TLDs anmelden; und der geschäftliche und technische Betrieb der neuen Registries können getrennt werden. Vor allem bei den nichtkommerziellen Anbietern rechnet man damit, dass sie den Betrieb der Registry auslagern. Jeder Bewerber muss eine Art Bewerbungsgebühr von 50.000 US Dollar an die ICANN entrichten. Über diese Summe hatte es bei der offenen Sitzung am Samstag noch grosse Diskussionen gegeben.

In ihren Entscheidungen zum Nominierungsprozess für die At-large-Wahlen des ICANN-Direktoriums durch die Internet-Nutzer kamen die Direktoren der Nutzergemeinde allerdings entgegen. Die Einstiegshürden für die Kandidaten der Mitglieder wurden von zehn Prozent der Wähler einer Region auf zwei Prozent gesenkt. Allerdings können Mitglieder nur je einen Kandidaten unterstützen und die Zahl der Kandidaten pro Region wurde auf sieben festgelegt. Festgehalten wird nun vorerst auch an der Zahl von neun At-large-Direktoren-Sitzen. Weil im Herbst nur fünf At-large-Direktoren von den Mitglieder gewählt werden, wird die Amtszeit von vier Interims-Direktoren für zwei Jahre verlängert. (Monika Ermert) (jk)