Festnetz: Wettbewerber kritisieren Preispolitik der Telekom

Der VATM zeigt in einer Marktanalyse die wieder wachsende Dominanz der Telekom im Festetz auf und warnt vor lähmenden Effekten für den Glasfaserausbau.

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Techniker am offenen Verteilerkasten für Telefonleitungen

Techniker am offenen Verteilerkasten für Telefonleitungen.

(Bild: heise online/vbr)

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Konkurrenten der Telekom warnen, dass der ehemalige Monopolist seine Marktstellung zulasten des Wettbewerbs weiter ausbaut. Die starke Stellung der Telekom im Kupfernetz habe dabei auch Auswirkungen auf den Glasfaserausbau, mahnt der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und kritisiert insbesondere die "aggressive Preispolitik der Telekom". Hier sei der Regulierer gefordert, sagte VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer am Donnerstag in Köln.

Der VATM verweist auf eine "negative Entwicklung" im Festnetzmarkt für "Kunden, die Wirtschaft und die Ausbauziele der Bundesregierung". Die Telekom habe in vergangenen zwei Jahren nicht nur bei Glasfaseranschlüssen, sondern auch bei DSL-Anschlüssen wieder Marktanteile hinzugewonnen. Das geht aus einer Erhebung des Forschungsinstituts Dialog Consult im Auftrag der VATM hervor.

Demnach hat die Telekom ihren Anteil bei DSL-Anschlüssen von gut 53 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr knapp 56 Prozent steigern können. Das sei unmittelbar der "aggressiven Preispolitik" der Telekom zuzuschreiben, meint der Autor der Studie, der Telekommunikationsexperte Peter Winzer von der Hochschule Rhein-Main.

"Dies bedeutet nicht nur ein Zementieren der Stellung der Telekom, sondern sogar ein Ausweiten der Marktdominanz des Ex-Monopolisten und stellt einen Sonderfall im EU-Vergleich dar, da in den meisten EU-TK-Märkten die Ex-Monopolisten – bei einem funktionierenden Wettbewerb – stetig Marktanteile verlieren", sagte Winzer anlässlich der Vorstellung seiner Studie.

Die Wettbewerber, die für Telefon- oder Internetanschlüsse Anschlussleitungen oder andere Zugangsprodukte bei der Telekom einkaufen, müssen diese Kosten in ihre Endkundenpreise einkalkulieren. Darüber, dass die Telekom der Konkurrenz ein bisschen Luft zum Atmen lässt, wacht die Bundesnetzagentur als Preisregulierer.

Der VATM mahnt nun, dass die Telekom mit strategischer Preispolitik die Margen der Wettbewerber minimiert, um von einer gestärkten Position im Kupfernetz in die Glasfaser-Ära zu starten. Eigene Kunden lassen sich auch leichter ins eigene Glasfasernetz mitnehmen. Dazu kommt, dass die Glasfaserinfrastruktur der Telekom nicht streng reguliert wird und noch kaum Wettbewerber eigene Anschlüsse auf Grundlage von Telekom-Zugängen anbieten.

"Alles hängt mit allem zusammen", sagte VATM-Chef Ufer und fordert den Regulierer auf, bei der Marktanalyse nachzubessern. "Die Regulierung des Kupfernetzes der Telekom muss von der Bundesnetzagentur ganzheitlich mit ihren Auswirkungen auf den Glasfaserausbau betrachtet werden." Sonst werde die Dynamik beim FTTH-Ausbau ausgebremst.

(vbr)