Geoengineering: "Austrocknung der Stratosphäre" reicht nicht gegen Erderwärmung

Je schlimmer die Klimakatastrophe wird, desto lauter dürften die Rufe nach Geoengineering werden. Nun hat eine Forschungsgruppe eine weitere Methode untersucht.

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Sonnenaufgang hinter der Erde

(Bild: muratart/Shutterstock.com)

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Die künstliche Entfernung von Wasser aus der Stratosphäre kann nur einen Bruchteil der Klimaerwärmung abfedern, hat aber gegenüber anderen Methoden einige Vorteile. Das ist das Ergebnis einer jetzt vorgestellten Analyse zu einer weiteren Methode, bei der über direkte Eingriffe in die Atmosphäre gegen die Folgen des Treibhauseffekts vorgegangen werden könnte. Untersucht wurden dabei mögliche Effekte, wenn über einem Areal im Westpazifik Wasserdampf aus einer mehrere Dutzend Kilometer hohen Schicht der Atmosphäre abregnen. Insgesamt könnte durch den Eingriff allein dort der Erwärmungseffekt aufgrund des seit 1750 durch die Menschheit in die Atmosphäre verbrachten Kohlenstoffdioxids um etwa anderthalb Prozent gesenkt werden.

Die Forschungsgruppe um Joshua Schwarz von der Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA der USA nennt die untersuchte Methode "absichtliche Austrocknung der Stratosphäre" (ISD). Gewidmet haben sich der Arbeit, weil CO₂ zwar die mit Abstand wichtigste Triebkraft der menschengemachten Klimaerwärmung ist, Wasserdampf in seiner Gesamtheit für den mit Abstand größten Teil des natürlichen Treibhauseffekts verantwortlich ist. Die der Arbeit zugrundeliegende Hypothese war demnach, dass man nur etwas davon aus der Atmosphäre entfernt müsste, um die Erderwärmung stark abzumildern. Das hat sich im Rahmen der Analyse aber nicht bestätigen lassen.

Wie die Gruppe erläutert, gibt es Bereiche in der Stratosphäre, die mit Wasserdampf komplett gesättigt oder gar übersättigt sind. Dass sich daraus keine Eiskristalle bilden, über die das Wasser abtransportiert wird, liegt daran, dass dafür das Ausgangsmaterial in Form von winzigen Partikeln fehlt, um die herum sich das Eis bildet. Wenn man die hinzufügt, könnte man den natürlichen Prozess verstärken und der Atmosphäre Wasserdampf entziehen. Ideal sei dafür ein Gebiet über dem Westpazifik mit hoher Sättigung. Auf Basis von Simulationen und Messdaten wurde dann ermittelt, dass der so zu erzielende Effekt "sehr klein" ist, wie es Schwarz ausdrückt. Vorteilhaft wäre, dass vergleichsweise wenig Material in die Atmosphäre verbracht werden muss und die Folgen wohl lokal begrenzt bleiben würden.

Die jetzt untersuchte Maßnahme fällt unter das sogenannte Geoengineering. Unter dem Begriff werden Vorschläge zusammengefasst, wie mit technischen Eingriffen in die Erdatmosphäre die Klimaerwärmung begrenzt werden könnte – ohne dass dazu der CO₂-Ausstoß selbst beendet werden muss. Während es immer wieder Warnungen vor solchen Vorhaben gibt, haben manche bereits die Erwartung geäußert, dass Geoengineering angesichts der katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten mindestens von einzelnen Nationen umgesetzt wird. Ein US-Start-up angeblich eigenmächtig mit der Freisetzung von reflektierenden Partikeln begonnen. Die Studie zum ISD ist jetzt im Fachmagazin Science Advances erschienen.

(mho)