Geplante Obsoleszenz? Ermittlungen gegen Apple eingeleitet

Eine französische NGO erkennt in der Serialisierung der Ersatzteile betrügerische Absicht – nun ermittelt die Pariser Staatsanwaltschaft.

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MacBook unter dem Arm

(Bild: Farknot Architect / Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Robin Brand

Die Pariser Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Apple eingeleitet wegen des Verdachts, dass der Smartphonehersteller Reparaturen seiner Geräte in unzulässiger Weise verhindert. Einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur AFP hat die Staatsanwaltschaft bestätigt. Demnach laufen die Ermittlungen bereits seit Dezember 2022 und gehen auf eine Beschwerde der gemeinnützigen Organisation Halte a L’Obsolescence Programmee (HOP) zurück, die gegen die sogenannte geplante Obsoleszenz aktiv ist. Der zentrale Vorwurf von HOP lautet, dass Apple Ersatzteile mit Seriennummern versieht, um Reparaturen durch nicht genehmigte Werkstätten zu unterbinden, oder so wieder flottgemachte Geräte in ihren Funktionen einzuschränken.

Apple verbindet die Seriennummern von Geräten und Ersatzteilen miteinander, um den Einbau fremder Teile zu unterbinden.

Zwar betreibt Apple seit Ende des vergangenen Jahres das sogenannte Self Service Repair Program für Reparaturen zu Hause oder durch unabhängige Werkstätten auch in Deutschland. Dabei liefert der Konzern Reparaturanleitungen für ausgewählte Geräte sowie Ersatzteile und Spezialwerkzeuge. Aber die Hürden fürs Reparieren zu Hause oder durch unabhängige Werkstätten sind hoch: Apple verknüpft stets die Seriennummern der gelieferten Ersatzteile mit denen der zu reparierenden Geräte, wodurch Apple weiterhin kontrollieren kann, wer wann etwas repariert hat. Damit die eingebauten Ersatzteile einwandfrei funktionieren, muss Apple sie per Software freischalten. Außerdem kosten allein die Teile etwa so viel wie die Reparatur durch Apple – da aber inklusive Einbau. Günstigere Ersatzteile anderer Anbieter lösen wegen der fehlenden Freischaltung durch Apple Fehlermeldungen aus.

Auch in Deutschland äußern Initiativen wie der Runde Tisch Reparatur immer wieder Kritik an Apples Praktiken, Reparaturen zu erschweren. Außer der Serialisierung der Ersatzteile sind ihnen vor allem deren hohe Preise ein Dorn im Auge. Aktuell arbeitet die EU an Vorgaben für die Hersteller, Smartphones reparaturfreundlicher zu bauen. Doch weder die Ökodesign-Regeln für Smartphones noch der Vorschlag der EU-Kommission für ein allgemeines Recht auf Reparatur machen Vorgaben zu Ersatzteilpreisen oder unterbinden die Serialisierung der Teile.

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(rbr)