Halbleiter: Großbritannien will auch mitmachen

Die britische Regierung bringt einen 20-Jahres-Plan für die heimische Halbleiterindustrie auf den Weg. Viel dahinter steckt da allerdings nicht.

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Chip auf Mainboard

(Bild: raigvi / Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.

Großbritannien titelt: "Die Regierung hat heute (Freitag, 19. Mai) einen neuen 20-Jahres-Plan zur Sicherung der weltweit führenden Position der britischen Halbleiterindustrie vorgestellt." Eine Finanzspritze soll britischen Firmen bei drei Punkten helfen:

  • Wachstum des einheimischen Sektors
  • Minderung des Risikos von Unterbrechungen der Lieferkette
  • Schutz der nationalen Sicherheit

Die Ankündigung ist allerdings noch unkonkret und auch die geplanten Fördersummen sind alles andere als hoch. Gerade einmal bis zu einer Milliarde Pfund, umgerechnet 1,15 Milliarden Euro, will Großbritannien in der nächsten Dekade investieren, 200 Millionen davon bis Ende 2025.

Die Ankündigung kommt nicht von ungefähr: Die EU hat kürzlich den eigenen Chips Act verabschiedet, zuvor kam bereits der US Chips Act und auch in Asien werden umgerechnet Hunderte Milliarden Euro investiert. Mutet der EU Chips Act mit seinem Budget von 43 Milliarden Euro im internationalen Vergleich schon klein an, ist der britische Plan nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Um die Dimensionen aufzuzeigen: Mit einer Milliarde Pfund bekommt man bestenfalls ein halbes modernes Halbleiterwerk gefördert. Dem ist sich offenbar auch die britische Regierung bewusst, die gar nicht erst versucht, Chipauftragsfertiger auf die eigene Insel zu locken.

Stattdessen will man die Forschung und Entwicklung von Halbleitern fördern: "Die Strategie konzentriert sich auf die besonderen strategischen Vorteile des Vereinigten Königreichs im Halbleitersektor – Halbleiterdesign, modernste Verbindungshalbleiter und unser weltweit führendes Ökosystem für Forschung und Entwicklung – unterstützt durch britische Universitäten von Cambridge bis Cardiff und Manchester bis Edinburgh, die in diesem Bereich weltweit führend sind."

Verbindungshalbleiter sind Halbleiter, die sich aus der chemischen Hauptgruppe III (Erdmetalle/Borgruppe) und V (Stickstoff-Phosphor-Gruppe) zusammensetzen. Sie kommen etwa in Leuchtdioden und in der Solarzellenforschung zum Einsatz. Bei klassischen Siliziumhalbleitern ist Großbritannien abgehängt – auf der Insel gibt es nur kleine Halbleiterwerke mit veralteter Belichtungstechnik.

Als erste Maßnahme gründet Großbritannien eine National Semiconductor Infrastructure Initiative und das UK Semiconductor Advisory Panel mit Mitgliedern aus der Halbleiterindustrie, der Regierung und Universitäten. Sie sollen Firmen in Sachen Halbleitersicherheit beraten und Start-ups den Zugang zu Software-Tools für die Chipentwicklung vereinfachen.

Das Department for Science, Innovation and Technology soll im Herbst einen Bericht vorlegen, wie die Initiative umgesetzt werden könnte.

Zudem will Großbritannien bei der Forschung verstärkt mit anderen Ländern kooperieren. Genannt werden die USA, Japan und Südkorea, nicht aber die EU. Ein großer Profiteur dürfte derweil die Prozessorschmiede ARM sein – dementsprechend freut sich ARM-Chef Rene Haas über die Ankündigung: "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen Partnern, um dieses Ziel zu erreichen."

(mma)