Hochwasser-Städte suchen im Web Bagger und Spender

Fast alle Internetpräsenzen von Orten entlang der Hochwasserregion haben sich in ein virtuelles Anschlagbrett für Hilfesuchende verwandelt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Schneider
  • dpa

"Alle Bürger, die Hilfe zur Sicherung der Häuser benötigen, erhalten Kanthölzer und Stützen auf dem Marktplatz." Der Satz wie aus Nachkriegstagen steht auf der Internet-Seite von Grimma. Wie in fast allen Orten entlang der Hochwasserregion hat sie sich in ein virtuelles Anschlagbrett für Hilfesuchende verwandelt. Wo sich sonst die "Perle des Muldentales" vorstellt und um Touristen wirbt, warnt die Stadt jetzt vor dem Verzehr von überflutetem Obst und Gemüse, stellt Formulare für Hilfszahlungen zum Herunterladen bereit oder informiert über den Anwalts-Notdienst.

Wo die Flut schon war, fehlt auch nie eine Kontonummer für Spenden. Dippoldiswalde, einer der am frühesten überfluteten Orte, bedankt sich für Spenden ab 9,50 Euro mit einer CD, die im September fertig sein soll und die Jahrhundertflut dokumentieren wird. Schon jetzt zeigen die Internet-Seiten zwischen Tharandt und Wittenberg zahllose Katastrophen-Bilder. Fotos von Straßenresten und weggespülten Brücken wie bei baerenfels.de lassen das flächendeckende Ausmaß der Zerstörung auch abseits der aus dem Fernsehen bekannten Orte ahnen. Die Seite ist wegen des starken Besucherandrangs mittlerweile umgezogen.

Dort, wo der Kampf um Deiche und Dämme noch läuft, finden freiwillige Helfer die Adressen von Sammelpunkten oder Informationen, was gerade gebraucht wird -- ob Minibagger mit Besatzung oder Arbeitshandschuhe. Dessau.de rät von weiteren Sachspenden ab, da der erste Bedarf gedeckt sei. Links zu Pegelständen und aktuellen Medienberichten ergänzen die Angebote.

Wo die Flut noch bevorsteht, informieren Verwaltungen über Evakuierungspläne und Deichverstärkungen, stellen Flugblätter zu aktuellen Gerüchten ein und versuchen Risiken abzuschätzen. Bei lueneburg.de heißt die Prognose: "Sollten elbaufwärts weitere Elbdämme aufgrund von Durchweichungen oder anderer Ursachen brechen, vermindert sich die Höhe der Flutwelle in unserem Bereich."

Nicht überall reichen die Kräfte für ausführliche Informationen im Netz. Torgau.de präsentierte sich zunächst völlig hochwasserfrei und hat nun wenigstens ein paar dünne Informationen auf seiner Seite. Auf woerlitz-information.de wirbt die Stadt unter der Rubrik "Aktuelles" für Konzerte auf dem Wörlitzer See, inklusive des nun ungewollt bitter klingenden Angebots von Gondelfahrten über Kanäle und Seen.

Die Kommunikation ist aber meistens eine Einbahnstraße und ein Gästebuch wie bei bitterfeld.de die Ausnahme. Dort bietet sich etwa ein arbeitslos gewordener Lkw-Fahrer als Helfer an, und zwischen den vielen anderen Spendern schreibt ein Hesse: "Respekt! Wir kommen helfen, wenn das Wasser weg ist und es dann ums richtige Aufräumen geht." (Christian Schneider, dpa) / (anw)