ICANN: Es kann nur eine Rootzone geben

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat ein klares Bekenntnis zu einer einheitlichen Rootzone im Domain Name System (DNS) abgegeben.

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Von
  • Monika Ermert

Kurz vor dem Beginn ihrer Tagung in Stockholm hat die für Namen, Nummern und Protokolle zuständige Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ein klares Bekenntnis zu einer einheitlichen Rootzone im Domain Name System (DNS) unter ihrer Kontrolle abgegeben. "ICANN kann kein Konzept paralleler Rootzonen unterstützen, es sei denn als Experiment", heißt es in dem von Stuart Lynn auf der ICANN-Homepage veröffentlichten Papier.

Die Organisation dürfte damit Diskussionen um ihre Autorität bei der Einführung neuer Adresszonen vorbeugen. Nach der Vergabe von .biz an das NeuLevel-Konsortium wurde ICANN von Vertretern alternativer Rootzonen und US-Parlamentariern beschuldigt, die bestehende alternative .biz-Zone des kleinen Betreibers AtlanticRoot zu behindern. Außerdem bezieht ICANN in dem Papier klar Stellung gegen den Neustarter New.net. Das US-Unternehmen setzt darauf, dass ICANN die von ihm mit einem technischen Trick realisierten 20 Pseudo-TLDs von .tech bis .kids ihrerseits nicht mehr vergibt.

Über die technischen Konsequenzen von Namensüberschneidungen im DNS sind sich die Kontrahenten ziemlich einig: Ohne exklusive Namensvergabe würden Nutzer bei ihrer Informationssuche oder ihrem Mailversand im Netz bei verschiedenen Adressaten landen, je nachdem, welchen Adressraum ihr Server oder der Server ihres ISP als autoritativ betrachtet. Im schlimmsten Fall könnten bei einem einzigen Server im Cache auch die Adresszuweisungen verschiedener Rootzonen gespeichert werden. Dieses sogenannte Cache Poisoning würde die Konfusion komplett machen.

Für ICANN ist die Konsequenz klar: nur eine zentale und im öffentlichen Interesse arbeitende Stelle darf die Autorität haben, neue Top Level Domains einzuführen. Das sehen ICANN-Kritiker und Vertreter der alternativen Rootzonen ganz anders. Nach Ansicht des DNS-Experten Simon Higgs etwa darf ICANN keineswegs – wie bei .biz – eine Adresszone vergeben, die bereits besetzt ist. Vielmehr fordert er in seinem RFC, auch bei der Einführung neuer TLDs nach dem First-Come-First-Served-Prinzip vorzugehen. ICANN bliebe einzig die koordinierende Funktion in einem "virtual inclusive root". Weder .biz noch .kids oder .web dürfte ICANN dann vergeben.

"Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein", lautet dazu die Stellungnahme von ICANN. Die Organisation kann davon ausgehen, dass sie Unterstützung für ihre Position erhält, denn ein durch das "First Come, First-Served"-Prinzip ausgelöster Run auf Top Level Domains würde wohl eine ganze Reihe von Problemen mit sich bringen.

Je mehr kontroverse Entscheidungen ICANN allerdings fällt – in Stockholm dürften die sieben neuen TLDs ebenso nochmals auf dem Prüfstand stehen wie die umstrittene bedingungslose Vergabe der com-Domain an VeriSign – desto lauter werden Forderungen nach Dezentralisierung. Schon heute nennt etwa Andy Müller-Maguhn ein streng hierarchisches DNS einen der wenigen "single point of failure" des Internet.

Heiß diskutiert dürfte in Stockholm auch die Zukunft der At-large-Direktoren sein, für deren erneute Wahl ICANN bislang keine finanziellen Mittel im Budget vorsieht. Außerdem soll die Organisation nach zwei Jahren endlich ihr schwieriges Verhältnis zu den Registrierstellen für Länderdomains klären. Diese warten seit Wochen auf einen Entwurf für Verträge mit der Organisation. (Monika Ermert) / (em)