"Ikea-Roboter" für die Schreinerwerkstatt [Update]

SMErobot, ein europäisches Forschungprojekt zur Förderung der Automatisierung in kleinen und mittleren Unternehmen, trifft sich in Stuttgart zum Abschlussworkshop.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart begann gestern ein zweitägiger Abschluss-Workshop, auf dem die Ergebnisse des seit vier Jahren laufenden Projekts SMErobot präsentiert werden. Damit soll kleinen und mittleren Unternehmen der Einsatz von Robotern schmackhaft gemacht werden.

"Nie war Automatisierung so günstig wie heute", sagte Projektkoordinator Martin Hägele vom IPA. Seit 1990 seien die Preise für Roboter um 40 Prozent gefallen, während die Löhne in der gleichen Zeit gestiegen seien. Zugleich habe die Automobilindustrie ihre Stellung als Haupteinsatzgebiet für Industrieroboter verloren. Die meisten Roboter in Europa würden heute im Handling eingesetzt, gefolgt von Schweiß- und Montagearbeiten.

Doch es sind nicht allein die Kosten, die kleine und mittlere Unternehmen vor dem Einsatz von Robotern zurückschrecken lassen. Die mechanischen Helfer gelten als plump und ungeeignet für Arbeiten, bei denen es um kleine Stückzahlen geht. Statt den Roboter immer wieder umständlich neu zu programmieren, erscheint es da zumeist sinnvoller, die Arbeiten gleich selbst auszuführen.

SMErobot hat daher drei "Innovationsfelder" identifiziert. Um Roboter auch in kleineren Betrieben vorteilhaft einsetzen zu können, sei es erforderlich, dass sie intuitive Werker-Kommandos verstehen, sicher mit Menschen kooperieren und innerhalb von drei Tagen eingerichtet und in Betrieb genommen werden können.

Luca Lachello vom italienischen Roboterhersteller Comau Robotics sprach mit einem Augenzwinkern zu den prominent vertretenen schwedischen Kollegen vom "Ikea-Roboter". Die Installation und Konfiguration eines Roboters müsse ähnlich schnell gehen wie der Zusammenbau der Möbel aus Schweden. Ebenso problemlos, wie ein Computer heute neue Geräte wie etwa einen Drucker erkenne, müsse ein Roboter mit neuen Werkzeugen ausgestattet werden können. Das erfordere einheitliche Protokolle, von denen einige schon entwickelt seien. Lachello verwies etwa auf das "XML-based Interface for Robots and Peripherals" (XIRP), das im Juli 2006 vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) standardisiert wurde. Auch das Universal Plug and Play Forum sei ein wichtiges Modell. Allerdings übersetzen die Robotiker "PnP" lieber mit "Plug and Produce".

Roboter für den Mittelstand (4 Bilder)

Programmierung per Sprache

Jens Hofschulte vom ABB-Forschungszentrum in Ladenburg programmiert einen Roboter, indem er ihm die Bewegung vormacht und dabei mit ihm spricht.

In dem Workshop wurde deutlich, dass es bei der Erschließung kleiner und mittlerer Unternehmen für die Robotik weniger auf die Entwicklung grundlegend neuer Technik ankommt, sondern um die Integration bereits vorhandener. Nicola Pedrocchi vom Mailänder Istituto de Tecnologie Industriali e Automazione etwa, der sich mit der Frage beschäftigte, wie die Sicherheit von Menschen in der näheren Umgebung von Robotern gewährleistet werden kann, verwies auf die Software "TrueView People Counter" und "TrueView Hotzone", die eigentlich zur Erfassung des Kundenverhaltens im Einzelhandel entwickelt wurden. Sie könne aber auch Bewegungen von Menschen in der Nähe von Robotern verfolgen und gegebenenfalls Ausweichbewegungen oder einen Stopp des Roboters veranlassen.

"Die Produktentwicklung ist nicht die Aufgabe solcher Projekte", sagt Martin Hägele. Die Umsetzung in vermarktbare Produkte sei jetzt Aufgabe der Firmen. Wann mit den ersten Robotern in kleinen und mittleren Unternehmen zu rechnen sei, wollte Hägele nicht in Jahreszahlen ausdrücken. Das sei sehr schwer abzuschätzen, da es dabei auch um rechtliche Fragen wie Zertifizierungen ginge.

Mit den Resultaten von SMErobot, das mit 14,5 Millionen Euro EU-Geldern gefördert wurde, ist Hägele aber schon jetzt sehr zufrieden. Besonders wichtig ist ihm die gelungene Zusammenarbeit so verschiedener Partner. "Die gemeinsame Vision europäischer Hersteller hat Eindruck gemacht bis nach Japan, Korea und in die USA", sagt er. "Das ist ein grundsätzlich neuer Impuls in der Robotik." (Hans-Arthur Marsiske) / (anw)