Immer wieder Störungen beim E-Rezept: Betroffene weiterhin frustriert

Kaum ein Tag vergeht ohne Störungen der Dienste rund um die Telematikinfrastruktur, dem Gesundheitsnetz. Ob und wann die Probleme behoben werden, ist unklar.

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Arzt verzweifelt

(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Seit das E-Rezept für Ärzte Pflicht ist, vergeht kaum ein Tag ohne Störungen der Dienste der Telematikinfrastruktur (TI) der Gematik, die für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständig ist. Zwar läuft das E-Rezept besser als erwartet – inzwischen verzeichnet das TI-Dashboard rund 160 Millionen ausgestellte E-Rezepte – dennoch kommt es immer wieder zu Problemen.

Auch elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die elektronische Patientenakte, der E-Mail-Dienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen) und weitere sind betroffen. Störungen bei der Nutzung der E-Rezept-App fallen hingegen weniger auf, da sie lediglich von rund einem Prozent der Bevölkerung genutzt wird.

Auch heute kam es wieder zu "starken Beeinträchtigungen" bei Medisign, einem der vier Vertrauensdiensteanbieter. Die Analyse läuft laut Gematik.

Im WhatsApp-Kanal wird regelmäßig zu Störungen rund um die TI informiert (Screenshot)

(Bild: Gematik)

Erst am gestrigen Donnerstag meldete die Gematik kurzzeitige, regelmäßige "Beeinträchtigungen in der Lastspitze von 07:45 bis 08:15 bei der Nutzung von Institutionsausweisen (SMC-B) der Medisign. Betroffen sind ausschließlich die elliptische Kurven-Kryptografie (ECC) Zertifikate der SMC-B".

Störungs-Archiv der Gematik

(Bild: Gematik)

Ein Blick ins Störungs-Archiv zeigt zudem, dass nicht nur Medisign-Kunden, sondern auch die der CompuGroup Medical, IBM, T-Systems und Co. betroffen sind. Teilweise liegen die Unzulänglichkeiten auch bei den Praxisverwaltungssystemen und dort fehlenden oder fehlerhaften Implementierungen sowie im Zusammenspiel der verschiedenen Dienste.

Genau lassen sich die Ursachen nicht immer feststellen, wie ein Teil der vergangenen Störungen zeigt. Das wirft Fragen zur Verfügbarkeit der TI-Dienste auf. Eine Anfrage an die Gematik ist bislang unbeantwortet. Betroffene fordern außerdem eine Gesamtverantwortlichkeit für die TI.

Anlässlich der DMEA, der IT-Messe fürs Gesundheitswesen, hatte Andreas Hempel, Solution-Architekt für E-Health bei der Asklepios Service IT GmbH, von einem enormen "Grundrauschen an Fehlermeldungen" rund um Dienste der Telematikinfrastruktur gesprochen. Hempel kritisierte zudem, dass das aktuelle Störungsportal und der WhatsApp-Kanal nicht ausreichen. Bei einem Teil der Probleme laufen die Analysen noch, doch bei einigen gab es bisher keine Aufklärung.

Immer wieder üben Ärzte daran Kritik, kürzlich auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Zwar stehen die Ärzte der Digitalisierung offen gegenüber, "aber die Produkte und Systeme müssen ausgereift sein und dürfen nicht überhastet eingeführt werden. Sie müssen den Praxisalltag leichter und effizienter machen und dürfen nicht zu einer Mehrbelastung führen. Derzeit melden die Praxen an sieben von zehn Tagen Probleme mit der Telematikinfrastruktur. Das sorgt für Frust und Ärger", sagt Dr. Georg Diedrich, IT-Bereichsleiter der KVWL.

Darüber hinaus fordert die KVWL eine Volltextsuche für die elektronische Patientenakte, die 2025 für alle kommen soll. "Die Akte muss leicht befüllbar sein, zudem müssen die Daten strukturiert aufbereitet zur Verfügung stehen! Ansonsten kann es zu großen Akzeptanzproblemen kommen", warnt Diedrich. Um die elektronische Patientenakte für Ärzte möglichst komfortabel zu gestalten, wurde – ebenfalls auf der DMEA – die Integration von Künstlicher Intelligenz in die ePA diskutiert.

(mack)