Indien statt China: Micron baut neue Chipfabrik für 2,75 Milliarden US-Dollar

Neues Werk für "Assembly and Test" von Speicherchips soll für mehr Unabhängigkeit von China sorgen. Indien bezuschusst das Projekt mit 1,925 Milliarden Dollar.

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Reinraum eines Halbleiterwerks

(Bild: PastryShop / Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Der US-amerikanische Speicherhersteller Micron wird in Indien ein neues Chip-Fertigungswerk errichten. Die Investitionen belaufen sich auf insgesamt 2,75 Milliarden US-Dollar, wobei die indische Zentralregierung 50 Prozent der Projektkosten übernimmt. Zusätzlich zu diesen 1,375 Milliarden Dollar aus Neu-Delhi bietet der indische Bundesstaat Gujarat, wo die Fabrik gebaut werden soll, Anreize in Höhe von 20 Prozent der Kosten, was auf weitere 550 Millionen Dollar hinausläuft. Microns eigene Investitionen belaufen sich damit auf 825 Millionen Dollar.

In dem neuen Chip-Verarbeitungswerk sollen aus anderswo produzierten Halbleiter-Wafern DRAM- und NAND-Flashspeicherchips im Ball-Grid-Array-Format (BGA), Speichermodule und Solid-State-Drives gemacht werden. Diese können dann vor Ort getestet werden. Die erste Phase des Projekts umfasst einen 46.450 Quadratmeter großen Reinraum. Der Bau soll noch dieses Jahr beginnen, Ende 2024 soll die Fabrik dann betriebsbereit sein. Micron verspricht, die Kapazitäten abhängig von globaler Nachfrage auszubauen.

Die zweite Phase des Projekts mit einer ähnlich großen Einrichtung soll in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts beginnen. Die neue Chipfabrik soll nach Angaben Microns selbst 5000 Arbeitsplätze schaffen, aber über die nächsten Jahre dürften 15.000 weitere Jobs rund um das Werk entstehen, so Micron.

Die Entscheidung für Indien als Standort einer neuen Micron-Fabrik wurde während des Besuchs vom indischen Premierministers Narendra Modi in den USA bekannt gegeben. Modi hat sich auf seiner US-Reise mit Micron-Chef Sanjay Mehrotra getroffen und diesen eingeladen, neue Werke in Indien aufzubauen, berichtet Light Reading. Außerdem habe Modi mit Gary E. Dickerson gesprochen, dem Chef von Applied Materials, einem Hersteller von Fertigungsanlagen für die Halbleiterindustrie. Solche Maschinen könnten im indischen Micron-Werk zum Einsatz kommen.

Indien und die Vereinigten Staaten haben per Absichtserklärung vereinbart, gemeinsam eine Chip-Lieferkette aufzubauen, um künftig weniger abhängig von China zu sein. Die indische Regierung versucht derweil, Kompetenzen bei der Chipherstellung zu gewinnen. Die neue Micron-Fabrik ist ein erster Schritt, auch wenn die Wafer selbst noch andernorts hergestellt werden.

Micron will hingegen ebenfalls die Abhängigkeit vom Reich der Mitte reduzieren, nachdem kürzlich Micron-Speicher als Sicherheitsrisiko aus China verbannt wurden. Der Speicher braucht aber nicht ersetzt, darf nur nicht mehr von offiziellen Stellen gekauft werden. Diese Aktion wird allgemein als Konter auf die Exportkontrollen der USA bezeichnet. Die Auswirkungen seien relativ gering, auch Micron macht nur 11 Prozent seines Umsatzes in China.

(fds)