Infineon will Speicherchip-Ableger im zweiten Halbjahr an die Börse bringen [Update]

Qimonda soll an der New York Stock Exchange gelistet werden; die zum 1. Mai in die eigenständige Firma ausgelagerte Speicherchip-Sparte machte bislang 40 Prozent des Infineon-Umsatzes aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Chipkonzern Infineon will seine Speichertochter Qimonda im zweiten Halbjahr an die US-Börse bringen. Der Aufsichtsrat habe einem entsprechenden Vorschlag des Vorstands zugestimmt, teilte die Infineon AG mit. Geplant sei ein Listing an der New York Stock Exchange (NYSE). Auf diesem Weg will sich Infineon von seinem DRAM-Geschäft trennen, das bisher etwa 40 Prozent der Umsätze beisteuerte. Angebote von Micron, über eine Fusion oder einen Verkauf von Qimonda zu verhandeln, hatte Infineon abgelehnt.

Der Börsengang soll nach den Angaben des Chipherstellers sowohl aus einer Kapitalerhöhung bei Qimonda (Primary Offering) als auch aus dem Verkauf von Qimonda-Anteilen (Secondary Offering) durch Infineon bestehen. Weitere Details gab Infineon noch nicht bekannt; der Vorstand sei ermächtigt worden, "den Umfang des Angebots an Aktien, die Struktur des geplanten Börsengangs sowie die Konditionen zum Erwerb der Aktien zum geeigneten Zeitpunkt festzulegen", hieß es.

Zum 1. Mai hatte Infineon sein Speicherchipgeschäft in das neue Unternehmen Quimonda ausgelagert. Das Speichergeschäft ist starken zyklischen Schwankungen ("Schweinezyklus") ausgesetzt. Daher war die Sparte in den vergangenen Jahren für einen großen Teil der hohen Verluste bei Infineon verantwortlich. In guten Zeiten lässt sich mit den DRAMs aber auch viel Geld verdienen. Wegen der starken Schwankungen im DRAM-Geschäft will sich Infineon aber auf das stabilere Geschäft mit Logikchips konzentrieren. Infineon folge weiterhin einer klaren strategischen Ausrichtung, hieß es nun auch zur Bekanntgabe des Börsengangs von Qimonda: "Wir bauen auch künftig auf unsere technologische Expertise und konzentrieren uns auf profitables Wachstum in unseren Kernmärkten", erklärte Infineon-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Ziebart.

Vorstandsvorsitzender von Qimonda ist Kin Wah Loh, seit Ende 2004 im Vorstand von Infineon und seit Mitte 2005 Chef der Speichersparte. Dort löste er den aufgrund der Schmiergeldaffäre im Zusammenhang mit Motorsport-Sponsoring zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz ab; nun schied er aus dem Infineon-Vorstand aus, um sich auf seinen Job bei Qimonda zu konzentrieren. Im vergangenen Quartal habe Qimonda nach Berechnungen der Marktforscher von iSuppli erstmals die Position Nr. 2 im Markt für DRAM-Produkte erreicht, erklärte er: "Dies unterstreicht, dass Qimonda ein starker und unabhängiger Anbieter im globalen Markt für Speicherprodukte ist und damit der Perspektive eines Börsenganges in den USA positiv entgegensieht."

Qimonda startete mit rund 12.000 Mitarbeitern weltweit und (nach den iSuppli-Berechnungen für das Jahr 2005) als viertgrößter DRAM-Hersteller; die Firma hat Zugriff auf fünf 300-Millimeter-Wafer-Verarbeitungslinien auf drei Kontinenten (Produktionswerke in Dresden und Richmond/Virginia, Kooperation mit Nanya bei Inotera in Taiwan, Auftragsfertigung bei Winbond in Taiwan und Partnerschaft mit SMIC in China). Durch einen möglichst schnellen Übergang von der 90-Nanometer- zur 75-Nanometer-Fertigung von Speicherchips soll sich Qimonda einen Vorsprung erarbeiten. Infineon führt als weitere DRAM-Marke auch noch Aeneon.

[Update]:
Infineon will Qimonda nach Informationen aus Branchenkreisen voraussichtlich Ende Juli oder Anfang August an die Börse bringen, berichtet dpa. Derzeit seien sowohl das Kapitalmarktumfeld als auch die Branchen-Lage im DRAM-Geschäft günstig, hieß es. Daher werde der Börsengang nach derzeitigem Stand wohl noch im Sommer stattfinden. Einen genaueren Termin als die von dem Konzern angekündigt zweite Jahreshälfte nannte Infineon auf Nachfrage von dpa nicht. (jk)