Internet World: "Wir wissen es besser"

Mit der Verleihung des Deutschen Internetpreises wurde die sechste Internet World im "Pausenjahr" der New Economy in leeren Berliner Messehallen eröffnet.

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Selbst der Wirtschaftsminister schickte "nur" seine parlamentarische Staatssekretärin: Die grüne Politikerin Margareta Wolf versuchte der darbenden Branche allerdings Hoffnung zu spenden. Bei der Eröffnung der sechsten Internet World unterm Berliner Funkturm wies sie auf die Wachstumsprognosen für den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien hin, die der Branchenverband Bitkom für dieses Jahr mit einer Steigerungsrate von 4,2 Prozent beziffert. Gleichzeitig zählte sie mit Location Based Services, dem mobilen Büro und Videoübertragungen aufs Handy eine Reihe von aussichtsreichen Zukunftstechniken auf -- auch wenn diese in der Praxis noch nicht immer funktionieren.

Die "Trotz"-Haltung, die sich bei den der Messe treu gebliebenen Ausstellern breit machte, brachte allerdings der Präsentator des bei der Messe-Eröffnung verliehenen Deutschen Internetpreises, der Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins Impulse, Thomas Voigt, am besten auf den Punkt: Wenn sich auch an den Stammtischen der Old Economy die Meinung verbreite, dass das Internet zu vernachlässigen sei -- "Wir wissen es besser."

Nicht alle Unternehmer der New Economy können sich diesem Standpunkt anschließen. "Einige Aussteller aus dem vergangenen Jahr sind schlicht und ergreifend nicht mehr existent", erklärte der zuständige Projektleiter beim Veranstalter ComMunic. Obwohl das Organisationsteam dieses Jahr neben der Internet World und dem US-Import Streaming Media auch die im vergangenen Herbst in Frankfurt kaum besuchte Mobile World, die Providerkonferenz ISPCON/ASPCON sowie die Ausstellung Call Center Trends nach Berlin holte, ist die gesamte Ausstellerzahl im Vergleich zum Vorjahr um fast 50 Prozent auf 550 Anbieter zurückgegangen. 2002 sei eben ein "Pausenjahr" für die Internet- und Telekommunikationsbranche.

Der Veranstalter rechnet dieses Jahr mit rund 20.000, erstmals zahlenden Besuchern. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 74.000 gewesen. Einen Abgesang auf die Messe wollte bei ComMunic trotz der schlechten Zahlen aber niemand anstimmen. Mit Schwerpunkten wie "E-Learning" will der Veranstalter dieses Jahr vor allem Business-Kunden anlocken und der Messe so auch für die Zukunft ein neues Gesicht verpassen. In der Branche kursiert aber bereits seit Tagen das Gerücht, dass bei ComMunic nach der Messe mehrere Mitarbeiter gehen müssen.

Dass das Internet sich positiv auf die Wirtschaft auswirkt, soll mit dem Deutschen Internetpreis am Beispiel der kleinen und mittleren Unternehmen aufgezeigt werden. "39 Prozent der Mittelständler online steigern ihren Umsatz", wusste Voigt zu berichten. 50 Prozent beschleunigten ihren Betrieb und verbesserten ihre Lagerhaltung. Auch die 448 Bewerbungen zeigten, dass der Mittelstand Internetluft geschnuppert habe. Ausgezeichnet wurden schließlich mit je 50.000 Euro der sächsische E-Business-Spezialist Komsa Kommunikation sowie der Duisburger Prozessoptimierer Union Technik. Dass mit der Münchner Zooplus AG auch ein "Startup" mit dem Geldsegen bedacht wurde, passt allerdings nicht so sehr zu dem soliden Image des Internetpreises: Das Vorbild für den Tierfutter-Versender, Pets.com, ging im vergangenen Jahr grandios pleite. (Stefan Krempl) / (jk)