Irische Regierung an Registry interessiert

Innerhalb der kommenden Wochen will eine irische Initiative einen Vorschlag für die Organisation der geplanten .eu-Registry machen.

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Von
  • Monika Ermert

Innerhalb der kommenden Wochen will eine von verschiedenen irischen Ministerien und der irischen Länderregistry getragene Initiative einen Vorschlag für die Organisation der geplanten .eu-Registry machen. Seit über zwei Jahren bemühen sich die Europäische Kommission und Vertreter der Internetwirschaft um die Einrichtung einer Country Code Top Level Domain (ccTLD) für die Union. "Wir wollen die ganze Sache beschleunigen," sagte Colm Watters von Watters & Company bei einer Konferenz zur .eu in Brüssel am vergangenen Freitag. Im Gespräch mit heise online sagte Watters, man sei dem Plan bereits sowohl an den Chef der EU-Generaldirektion Informationsgesellschaft Erkki Liikanen, als auch an die Führung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) herangetreten.

Als bislang einziges Mitgliedsland habe die irische Regierung auch ein finanzielles Engagement für den Aufbau der Registry in Aussicht gestellt, betonten Watters und der britische Internetconsultant Richard Francis. Beide warben bei der von der Brüsseler Kanzlei Stanbrook and Hooper organisierten Konferenz für die Gründung einer Registry-Organisation in Irland und betonten, dass die Mitgliedschaft in der neuen Organisation - im Moment trägt sie das Label [hattp://www.europoc.org europoc] - darin grundsätzlich offen sein solle. Auf der Insel könnte der .eu-Start-up außerdem von den für New-Economy-Unternehmen günstigen Investionsprogrammen profitieren.

Die nach Brüssel angereisten Vertreter der Internetwirtschaft aus 14 der 15 EU-Mitgliedsländer kritisierten, dass die irische Initiative sich zwar als "paneuropäisch" bezeichnet, sich bislang aber doch unabhängig von der auf Initiative der Europäischen Kommission beruhenden Arbeit im sogenannten [hattp://www.ec-pop.org EC-POP] ihr Konzept entwickelt hätte. Ursprünglich war für die Sitzung in Brüssel die Gründung einer Organisation geplant, die als Repräsentant der "europäischen Internet-Community" ein endgültiges Konzept für ein politisches Selbstregulierungsgremium und eine Registry-Organisation entwerfen und der Kommission vorschlagen sollte. Eine Entscheidung über den Grad der Selbstregulierung der .eu-Registry wird allerdings nach Differenzen zwischen den Regierungsvertretern im Telekommunikationsrat der Union und dem Europäischen Parlament frühestens im Oktober fallen.

Während der irische Vorschlag einen sogenannten One-Stop-Shop für die Registry-Organisation mit einem Aufsichtsrat, einem geschäftsführenden Vorstand und einem mehrheitlich gewählten 25-köpfigen Policy Advisory Body vorsieht, empfahl der spanische ICANN-Direktor Amadeu Abril i Abril eine strikte Trennung des auch vom EU-Parlament vorgeschlagenen Policy Advisory Body von der Registryorganisation. Letztere soll als Mitgliedsorganisation der interessierte Registrare entstehen. Der Geschäftsführer des Düsseldorfer Internet Service Provider Computer Service Langenbach, Siegfried Langenbach, warnte davor, die Registry als Projekt einer Regierung zu starten. Das widerspreche seiner Meinung nach allen bisherigen Überlegungen.

"Ich sehe hier nur noch einen Machtkampf zwischen unteschiedlichen Initiativen", urteilte die Vertreterin der spanischen Registrierstelle, Pilar Luque. Der irische Vorschlag, bei einer weiteren Konferenz "Europoc", nach EC-POP, EUPOC, Coeur und CANeu, zu gründen, sei ein "Zurück zum Start". Niemand könne garantieren, dass auf dieser Sitzung dann nicht eine weitere Organisation ihre Ansprüche anmelde. Für die Kommission warnte Christopher Wilkinson, dass man zwar zwischen unterschiedlichen Registry-Bewerbern eine Auswahl zu treffen bereit sei, nicht aber für das politische Selbstregulierungsgremium. Für letzteres gibt es auch einen eigenen Vorschlag verschiedener europäischer Wirtschaftsverbände wie Eurochambers und Medef.

In den kommenden Wochen soll nun der Konferenzorganisator Clive Stanbrook eine Arbeitsgruppen von CANeu (Co-operative Alliance for the Namespace .eu) den gordischen Knoten durchschlagen und die juristischen Schritte zur Gründung einer Organisation vorbereiten, ob "in Irland, in Belgien oder in einem dritten Land", darauf konnte man sich vorerst noch nicht einigen. (Monika Ermert) / (em)