Japanische Forscher entwickeln beweglichen, "essbaren" Roboter

Lebendige Tiere zu essen, ist Teil der japanischen Küche. Um Erfahrungen dabei zu untersuchen, griffen Forscher auf einen essbaren, beweglichen Roboter zurück.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Ein beweglicher essbarer Teil wird in einer Tasse von einer Frau gegessen.

Der bewegliche, essbare Roboter wird praktischerweise in einer Tasse gereicht.

(Bild: Yoshihiro Nakata / Osaka University)

Lesezeit: 4 Min.

Japanische Wissenschaftler der Osaka University haben einen Roboter entwickelt, der sich bewegt und dabei teilweise gegessen werden kann. Die Forscher versuchen damit, die japanische Küche Odorigui zu simulieren, bei der lebendige Meeresfrüchte verspeist werden.

Während hierzulande Lebensmittel aus Tieren weitgehend durchgekocht oder durchgebraten sein müssen, sieht es in der japanischen Küche anders aus. Hier dürfen Meeresfrüchte weitgehend roh bleiben – und wenn sie im Mund noch lebendig rumzappeln, soll das Erlebnis noch intensiver sein. Die Forschung hat die Odorigui genannte Küche nun aufgegriffen und einen Roboter gebaut, der sich durch Luftdruck angetrieben bewegt und dabei teilweise gegessen werden kann. In der Studie "Exploring the eating experience of a pneumatically-driven edible robot: Perception, taste, and texture", die in PLOS One im Open-Access-Verfahren veröffentlicht ist, untersuchen die Forscher, welche psychologischen Effekte der Konsum bewegter Lebensmittel auf den Menschen haben kann.

Der essbare Teil des Roboters, den die Wissenschaftler konstruiert haben, besteht weitgehend aus Gelantine, die mit Zucker und Apfelsaft versetzt ist, um einen ordentlichen Geschmack vermitteln zu können. Die flüssige Masse gossen die Forscher in eine Form, wo sie sie zwölf Stunden lang im Kühlschrank aushärten ließen. Der Abguss enthält Luftkammern, durch die mit einer pneumatischen Apparatur Luft rhythmisch oder zufällig gepumpt werden kann, um den Kaubonbon-artigen Teil entsprechend zum Wackeln zu bringen. Untergebracht ist das Ganze in einer Art Tasse mit einem Henkel, um den Verzehr zu vereinfachen.

Als Probanden nutzen die Wissenschaftler sechzehn Studierende der Osaka University, die den essbaren Teil des Roboters aufessen mussten. Es wurden lediglich japanische Menschen als Probanden genommen, weil diese kulturell dem Experiment näherstehen und außerdem in der Lage sind, lautmalerische japanische Ausdrücke zu verwenden, die das Geschmackserlebnis besser beschreiben und quantifizieren lassen, geben die Forscher in der Studie als Begründung an.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Probanden nahmen den Roboter zunächst für zehn Sekunden in den Mund, in dem er sich dann bewegte. Dann bissen sie zu, kauten und schluckten den essbaren Teil des Roboters herunter. Ihre Wahrnehmungen beim Essen mussten die Studienteilnehmer dann anhand eines Fragenkatalogs beschreiben:

  • Hatten Sie den Eindruck, dass das, was Sie gerade gegessen haben, lebendig ist?
  • Haben Sie bei dem, was Sie gerade gegessen haben, eine Emotion gespürt?
  • Fanden Sie, dass das, was Sie gerade gegessen haben, intelligent war?
  • Hatten Sie ein schlechtes Gewissen wegen dem, was Sie gerade gegessen haben?

Die Ergebnisse verglichen die Wissenschaftler mit einer Kontrollgruppe, die einen nicht-bewegten Roboter gegessen hatte. Die Bewegungen beeinflussten stark das Geschmackserlebnis. Die Probanden nahmen den bewegten Roboter als gefühlsbetont und intelligent wahr. Das führte vermehrt zu Schuldgefühlen. Zusammengefasst wurde der bewegte Roboter als Tier wahrgenommen, der unbewegte Roboter dagegen als normales Essen.

Die Forscher wollen nun ihre Experimente weiter verfeinern und den Roboter so gestalten, dass er echten Kreaturen ähnelt – sowohl in der Form als auch von den Bewegungen. Denn bisher ahmt der Roboter keine bestimmte biologische Lebensform nach. Die Wissenschaftler wollen dann konkret Insekten und Fische nachbilden. Insekten deshalb, weil sie die Nahrungsmittelknappheit beseitigen könnten, lebende Fische, weil sie in Japan als traditionelles Gericht angesehen werden. Die Forscher wollen so ermitteln, welche psychologischen und kognitiven Reaktionen beim Verzehr ausgelöst werden. Glücklicherweise müssen dazu keine echten Tiere herhalten, betonen die Wissenschaftler.

(olb)