Kamoʻoalewa: Erdnaher Asteroid und Quasisatellit stammt womöglich vom Mond

Ein erst vor wenigen Jahren entdeckter Asteroid, der die Erde auf einer ähnlichen Bahn begleitet, könnte einst vom Mond herausgeschlagen worden sein.

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Künstlerische Darstellung von (469219) Kamoʻoalewa, welcher der Erde aber nie so nahe kommt – seine minimale Entfernung liegt bei mehreren Dutzend Monddistanzen.

(Bild: Addy Graham/University of Arizona)

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Einer von nur einer Handvoll Asteroiden, die die Erde als sogenannte Quasisatelliten begleiten, ist womöglich der erste bekannte Himmelskörper, der seinen Ursprung auf dem Erdmond hat. Das legen ausführliche Beobachtungen des erst 2016 entdeckten Objekts namens (469219) Kamoʻoalewa nahe, die nun vorgestellt wurden.

Der lediglich etwa 50 Meter durchmessende Asteroid umkreist die Sonne auf einer Bahn, die der Erde stark gleicht und ist äußerst schwierig zu beobachten. Lediglich für eine Woche im April ist er der Erde so nahe, dass er mit den stärksten Teleskopen untersucht werden kann. Bei den jetzt veröffentlichten Analysen kam demnach heraus, dass das Spektrum des von ihm reflektierten Lichts zu dem des bei den Apollo-Missionen eingesammelten Mondgesteins passt.

Gegenwärtig sind nur fünf sogenannte Quasisatelliten bekannt; sie begleiten die Erde auf äußerst instabilen Bahnen. (469219) Kamoʻoalewa ist der stabilste, aber darüber hinaus wurden bisher nur wenige Informationen über das Objekt gesammelt. Der von einem Team um Ben Sharkey von der Universität Arizona vorgestellten Studie zufolge passt das Spektrum des von ihm reflektierten Lichts unter allen erdnahen Asteroiden zu keinem anderen. Man habe die Verbindung zum Mond lange angezweifelt und konnte im April 2020 wegen der Corona-Pandemie keine Folgebeobachtungen vornehmen. Dieses Jahr habe man diese nachgeholt und bestätigt, dass das Spektrum mit dem Vergleich zum Mond viel einfacher zu erklären sei.

Zusätzlich zu dem Spektrum deute auch der ungewöhnliche Orbit auf eine Verbindung zum Mond hin, ergänzen sie. Der sei leicht geneigt. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass ein beliebiger erdnaher Asteroid spontan in solch einen Orbit einschwenkt. Die Forscher und Forscherinnen gehen davon aus, dass (469219) Kamoʻoalewa gerade einmal seit 500 Jahren in seiner aktuellen Umlaufbahn unterwegs ist und sie in 300 Jahren schon wieder verlässt. Eine Hypothese lautet, dass er bei einem Einschlag auf den Mond aus dessen Oberfläche geschleudert wurde.

Erst vor zwei Jahren hat die chinesische Weltraumbehörde CNSA angekündigt, in wenigen Jahren eine Sonde namens ZhengHe zu (469219) Kamoʻoalewa schicken zu wollen, die Material von dort zur Analyse auf die Erde bringen soll. Angesichts der im Fachmagazin Nature Communications Earth and Environment erläuterten Erkenntnis zum möglichen Ursprung, dürfte diese Mission nun noch sehnsüchtiger erwartet werden.

(mho)