Kriegsführung im Weltraum: Star Wars in Sicht?

Für die Kriegsführung der Zukunft ist der Weltraum entscheidend, meint man bei der Bundeswehr. Wie man sich darauf vorbereiten kann, wurde nun diskutiert.

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Europa bei Nacht aus dem Weltall

(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ulrike Heitmüller

Ist der Weltraum die Mutter aller Dimensionen? Dies war ein Diskussionsthema bei der diesjährigen Handelsblatt-Konferenz Sicherheit und Verteidigung, die am 30. und 31. Januar in Berlin stattfand. Dabei ging es einerseits um Operationen im Weltraum, andererseits darum, wie Informationen aus dem Weltraum genutzt werden können.

Wie ernst die Sicherheit im Weltraum genommen werden muss, zeigt nicht nur das European Sky Shield, eine Initiative unter deutscher Führung, für die sich derzeit 19 europäische Staaten zusammenschließen, um die gemeinsame Luftverteidigung zu stärken.

So sprach Regina Peldszus vom Europäischen Auswärtigen Dienst (EAD) von "Risiken und Bedrohungen", die man besser wahrnehmen müsse und von neuen Fähigkeiten, "die wir noch nicht beobachtet hatten, die andere Akteure entwickeln und testen und hoffentlich nicht zum Einsatz bringen, zum Beispiel Manipulationen im Orbit oder Antisatellitenwaffen."

Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr, sagte: "Es laufen bereits Weltraum-Operationen, da belauern sich Akteure." Man müsse fragen, ob man dabei Zuschauer sein wolle.

Vizeadmiral Thomas Daum, der den Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr führt, sagte, beide Dimensionen – Land/Luft/See einerseits, Weltraum andererseits - seien aus militärischer Sicht für die Kriegführung der Zukunft entscheidend. "Beide Dimensionen sind infozentrisch. Und im Zweifel sind auch beide Gefechtsfeld, physisch und virtuell." Will heißen: "Wir können dem Taliban noch nicht ins Auge gucken", aber die Sensoren würden immer besser.

Von der Seite der Industrie wurden deutliche Worte gefunden. So kritisierte Matthias Wachter von der BDI-Initiative NewSpace, dass man sich nur um Abwehr kümmere, aber "was passiert, wenn zum Beispiel ein Satellit abgeschossen wird oder so? Wir müssen auch Ersatz ins All bringen können." Im Hintergrund steht hier wieder der sogenannte "Dual Use", also die militärische Nutzung ziviler Entwicklungen: "Deutschland hat kommerziell sehr viel, was wir auch militärisch nutzen könnten", und er kritisiert eine mangelnde Zusammenarbeit "zwischen Start-ups und der Truppe".

Ähnlich sieht das Sabine von der Recke vom Satellitenbauer OHB. Sie sagte, man baue bis heute Satelliten, die vor mehreren Jahren designt wurden "und nichts dabei haben, um auf sich selber aufzupassen", etwa Platz für eine zusätzliche Kamera. Dabei könne man alle Raumsegmente grundsätzlich widerstandsfähiger machen, etwa durch "redundante Kommunikation und Frühwarnsysteme", das hänge aber vom politischen Willen ab: "Der Kunde entscheidet, was gebaut wird."

Regina Peldszus vom EAD rettete dann noch das europäische Selbstbewusstsein: Anders als die NATO besitze die EU nämlich mit Galileo und Copernicus Infrastruktur der Weltklasse. Allerdings gab sie auch die Tausenden teils manövrierunfähigen Objekte im Weltraum zu bedenken. Dahinter spielten sich teils unbeobachtet "interessante Events ab, die man vielleicht als Attacke sehen könnte – vielleicht aber auch nicht."

(mho)