Kryptogeld: Gesetzesvorhaben in New York fordert drei Jahre Mining-Stopp

Im US-Bundesstaat New York siedeln sich immer mehr industrielle Kryptogeld-Miner an. Ein Gesetzesentwurf will das ausbremsen.

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(Bild: GreenBelka/Shutterstock.com)

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Ein neuer Gesetzesvorschlag im US-Bundesstaat New York sieht einen drei Jahre währenden Betriebsstopp für Kryptogeld-Mining-Rechenzentren vor. In der Zeit dieses Moratoriums solle dann eine Untersuchung der dortigen Umweltbehörde klären, inwieweit sich das Schürfen nach Bitcoin und Co. auf Treibhausgas-Emissionen, Luft- und Wasserqualität sowie auf Flora und Fauna auswirke. Erst danach könnten Mining-Anlagen eine Betriebserlaubnis erhalten – und solche, die sich negativ für die Umweltziele New Yorks erwiesen, bekämen den Stecker gezogen.

Im Staat New York seien Mining-Rechenzentren inzwischen eine expandierende Industrie, heißt es in dem Text des vom demokratischen Senator Kevin Parker eingebrachten Gesetzesvorhabens. Mitunter würden die Anlagen in stillgelegten oder umgewandelten fossilen Kraftwerken eingerichtet. Man müsse nun klären, ob die Mining-Industrie die Klimavorhaben New Yorks gefährde.

Im Gebiet des Bundesstaats haben sich unter anderem Anbieter wie Riot Blockchain angesiedelt, die eigenen Angaben nach, den Strom für ihr Mining-Zentrum aus erneuerbaren Energien beziehen. Deutlich problematischer und wohl ein wesentliches Ziel des Gesetzes dürfte das ehemalige Kohlekraftwerk Greenidge Power Plant sein – vor allem, weil hier auch gleich noch der Strom fürs Mining erzeugt wird.

Das stillgelegte Kraftwerk wurde 2014 von der Private-Equity-Gesellschaft Atlas Holdings gekauft, 2017 auf den Betrieb mit Erdgas umgestellt und dann wieder in Betrieb genommen. 2019 kam man auf die Idee, die erzeugte Energie nicht nur ins Stromnetz einzuspeisen, sondern auch für Miningrechner direkt in der Anlage zu nutzen. Seit Anfang 2020 ist das offenbar sehr profitable Bitcoinmining-Rechenzentrum in Betrieb. Geplant ist zudem, die Betreibergesellschaft der Anlage über einen Merger-Deal an die NASDAQ-Börse zu bringen und die Kapazitäten gewaltig auszubauen.

In einer Pressemitteilung vom März zu dem Börsendeal hieß es, dass die Miner im Greenidge Power Plant derzeit rund 1,1 Exahash/s an Mining-Leistung erbringen, wobei für den Strombedarf 19 Megawatt an Kraftwerkskapazität zur Verfügung stehen. Bis 2022 will man demnach 2,6 Exahash/s erreichen und das Kraftwerk auf 106 Megawatt ausbauen, bis 2025 sogar auf 500 Megawatt. Da Strom und Bitcoinmining aus einer Hand kämen, könne man besonders günstig schürfen: Stand Februar 2021 habe man binnen eines Jahres 1186 Bitcoins mit durchschnittlichen Kosten von 2869 US-Dollar pro Coin erzeugt.

Kritik an dem Geschäftsmodell ist bereits von verschiedenen Seiten laut geworden, wie das Blog New York Focus berichtete. Unter anderem hatten sich Umweltaktivisten bereits im April in einem Brief an New Yorks Governeur Andrew Cuomo über den CO2-Ausstoß von dem Kraftwerk beschwert. Sie warnten auch davor, dass dieses Geschäftsmodell Schule machen könne: Es gebe rund 30 alte, fossile Kraftwerke im Bundesstaat, die sich auf ähnliche Weise wieder in Betrieb nehmen ließen. Die Greenidge-Betreiber wiesen die Kritik laut dem Bericht als übertrieben zurück. Sollte der aktuelle Gesetzesvorschlag eine Mehrheit im Senat finden und vom Gouverneur unterzeichnet werden, läge ihr Geschäftsmodell in New York jedenfalls erst mal auf Eis.

Bitcoin-Mining bezeichnet den Prozess, über den das Recht verteilt wird, einen neuen Block mit Transaktionen in die Blockchain-Datenbank einzutragen. Weltweit konkurrieren Rechner in einem Hashwertpuzzle miteinander, wobei sich das nur noch mit spezialisierten ASIC-Maschinen lohnt, die in Rechenzentren in Gegenden mit sehr billigem Strom betrieben werden. Der hohe Stromverbrauch ist schon seit langem Gegenstand der Kritik. Forscher aus China, wo laut Schätzung über zwei Drittel des Minings stattfindet, hatten sich kürzlich in einer Studie für mehr Regulierung in dem Bereich ausgesprochen. Der "Bitcoin Electricity Consumption Index" der Universität Cambridge schätzt den aktuellen Verbrauch des Bitcoin-Netzwerks auf rund 142,59 TWh pro Jahr.

(axk)