Marconi mit Milliarden-Verlust

Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen brach die Marconi-Aktie an der Londoner Börse binnen Minuten um 16 Prozent auf 7,63 Pence ein.

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Die düsteren Ahnungen von Marconi haben sich bewahrheitet: Der angeschlagene Telecom-Ausrüster verzeichnet einen der größten Verluste der britischen Wirtschaftsgeschichte. Das Traditionsunternehmen wies für das am 31. März abgelaufene Geschäftsjahr 2001/02 einen Verlust von 5,7 Milliarden Pfund (9,1 Milliarden Euro) aus. Der Umsatz fiel von 6,9 auf 4,6 Milliarden Pfund. Die Marconi-Aktie brach nach Vorlage der Geschäftszahlen am Donnerstag an der Londoner Börse binnen Minuten um 16 Prozent auf 7,63 Pence ein. Sie steht nun bei 7,65 Pence. Im vergangenen Jahr hatte die Aktie bereits 98 Prozent ihres Werts eingebüßt.

Kein Wunder also, dass Marconi-Chef Mike Parton von "enttäuschenden Ergebnissen" spricht. Tröstlich erscheint ihm, dass insbesondere in den vergangenen sieben Monaten Kosten und Schulden reduziert werden konnten und sich sein Unternehmen nun auf das Kerngeschäft konzentrieren könne. Eine Erholung seiner Märkte erwartet Marconi nicht vor März 2003.

Weitere Unsicherheit entstand allerdings dadurch, dass Marconi die ursprünglich für diesen Donnerstag erwartete Veröffentlichung eines Sanierungsplans verschob. Die Firma will sich stattdessen erst einmal darauf konzentrieren, neue Kredite zu bekommen.

Das 1897 vom italienischen Funkpionier Guglielmo Marconi gegründete Unternehmen war bis vor einigen Jahren vor allem in der Rüstungsindustrie tätig. Doch als 1997 Lord George Simpson die Leitung übernahm, verkaufte er den gesamten Verteidigungsbereich für 7,7 Milliarden Pfund und erwarb mit diesem Geld eine Reihe von Telecom-Firmen für zum Teil sehr hohe Preise. Mit Beginn der Telekommunikationskrise im Jahr 2000 gingen die Aufträge für Marconi stark zurück. Gleichzeitig verminderte sich der Börsenwert der dazugekauften Unternehmen drastisch. (anw)