Medien-Konsum nach Corona: Lineares TV und Radio verlieren, Video gewinnt

Die Deutschen konsumieren trotz Pandemie-Lockerungen weiterhin viele Medien. Dabei verlieren Radio und TV zugunsten von Video, das besonders Jüngere bevorzugen.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Die Menschen in Deutschland nutzen trotz deutlich gelockerter Corona-Maßnahmen weiterhin intensiv verschiedenste Medien: Mit ungefähr sieben Stunden täglich bleibt der Trend zum Medienkonsum in diesem Jahr nur leicht unter dem Niveau des Pandemiejahres 2021. Jedoch verschiebt sich die Bedeutung der unterschiedlichen Altersgruppen und die Vorliebe für lineare Angebote schwindet. Das sind Ergebnisse der Erhebung ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022, die die ARD nun vorgestellt hat.

Von den befragten Personen nutzen praktisch alle (99 Prozent) täglich Medien. Videos haben dabei unverändert die größte Reichweite (88 Prozent, auf Vorjahresniveau). Das lineare Fernsehen erreicht weiterhin einen Großteil der Bevölkerung: 65 Prozent sehen täglich TV. Der Konsum von Audioinhalten hat mit 80 Prozent ebenfalls eine große Reichweite, sie schrumpfte jedoch gegenüber dem Wert von 2021 um 5 Prozent. Unter den Audioinhalten dominiert das lineare Hörfunkprogramm weiterhin mit 68 Prozent, geht jedoch um 8 Prozent zurück.

Auch redaktionelle (journalistische) Inhalte in Textform konsumieren fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) täglich. Dieser Wert liegt wegen einer veränderten Methodik bei der Datenerhebung 18 Prozent über dem Vorjahreswert und spiegelt damit vor allem besser wider, dass auch Online-Artikel vermehrt gelesen werden. Insgesamt sinkt die tägliche Mediennutzung 2022 um 9 Minuten gegenüber dem Vorjahr und liegt bei 420 Minuten pro Tag (sieben Stunden). Davon entfallen 240 Minuten auf Video- und 170 Minuten auf Audioinhalte (Rückgang um 8 bzw. 7 Prozent) und 70 Minuten auf das Lesen journalistischer Text (Überschneidungen sind aus dem Gesamtwert herausgerechnet).

Die Umfrage zeigt einen neuen Trend auf: Junge Menschen unter 30 Jahren betrachten immer öfter und immer länger Videoinhalte. Das führen ARD und ZDF auch auf die vervielfachten digitalen Verbreitungswege und die große Zahl von Angeboten und Geräten zurück. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen haben diese Inhalte mit 94 Prozent die höchste Reichweite sowie mit 194 Minuten täglicher Nutzungsdauer einen hohen Wert. Entgegen gängiger Ansichten konsumieren Menschen dieser Altersgruppe aber nicht nur Videos über die sozialen Medien und Streamingplattformen, sondern auch TV-Inhalte (38 Prozent der Gruppe), die etwa über eine Mediathek oder YouTube ausgespielt werden. TV-affin sind weiterhin vor allem die über 50-Jährigen: Sie verbringen täglich 250 Minuten mit dem Konsum von Bewegtbildern, vorwiegend Fernsehen.

Allgemein schrumpft die Bedeutung von linear verbreiteten Inhalten – immer häufiger werden digitale (gestreamte) Inhalte bevorzugt, besonders bei jüngeren Menschen. Letztere verbringen außerdem immer weniger Zeit mit Audioinhalten. Podcasts und zeitversetzt verfügbare Radiobeiträge sind bei den Jüngeren beliebt (49 Prozent).

Ein weiteres Thema in der Umfrage war die Wertschätzung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖR). Dabei zeigte sich, dass alle Altersgruppen die Angebote des ÖR für gesellschaftlich relevant (81 Prozent) sowie glaubwürdig halten (78 Prozent). Dagegen gelten soziale Medien als deutlich weniger glaubwürdig; sie haben jedoch vor allem bei Jüngeren eine hohe persönliche Relevanz.

Die Umfrage (Ergebnisse als Grafiken in einer PDF-Datei) beruht auf den Antworten von 2007 Teilnehmern aus Deutschland, die mindestens 14 Jahre alt waren. Davon wurden 70 Prozent per Telefon befragt, 30 Prozent wurden online für eine Teilnahme gewonnen und beantworteten auch die Fragen online. Letzteres stellt einen Wechsel der Methode bei den seit 2017 jährlich durchgeführten repräsentativen Umfragen von ARD und ZDF dar und führte daher 2022 zu Änderungen der Ergebnisse.

(tiw)