Mercedes E-Klasse T-Modell: Nächste Generation, wie gehabt​

Mercedes stellt noch vor Beginn des Verkaufs der Limousine die E-Klasse auch als Kombi vor. Sie überrascht nur im Detail.

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Mercedes E-Klasse T-Modell 2023

(Bild: Mercedes)

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Wesentlicher Bestandteil des Erfolgs der E-Klasse und ihrer Vorgänger ist wohl, dass sie sich stets nur soweit dem Zeitgeist näherte, dass ihre Zielgruppe mehrheitlich folgen konnte. Sie blieb ein großes und teures Auto, dem die Kundschaft selbst zwischenzeitliche Ausrutscher ausgerechnet bei der Qualität verzieh. Es gab für Mercedes mit dem aktuellen Modellwechsel keinen Anlass für einen radikalen Wandel in der grundsätzlichen Ausrichtung. Deshalb ist das neue E-Klasse T-Modell durch und durch auf das ausgerichtet, was sie bislang begehrt machte.

Selbst an den Abmessungen veränderte Mercedes im Grunde nichts. Der große Kombi misst 4,95 m in der Länge. Das Design ruht in sich, was man je nach Betrachtung wohltuend konservativ, sprich abseits sich rasch abnutzender Modeerscheinungen befindlich, oder eben langweilig finden darf. Eine gewisse zeitlose Eleganz kann man dem Kombi aber sicher zuschreiben. Überraschend ist einzig der Blick auf die technischen Daten, der mit 615 Liter ist der Kofferraum in den E-Klasse-Modellen mit Verbrenner etwas kleiner als im Vorgänger, der 640 Liter aufnahm. Auch bei den Plug-in-Hybriden sinkt das Volumen von 480 auf 460 Liter. Der Verlust mag nicht riesig sein, immerhin gehört die E-Klasse noch immer zu den geräumigsten Kombis auf den europäischen Markt. Doch Teile der Kundschaft werden diese kleine Schrumpfung kritisieren.

Wer einen Mercedes dieser Größe ohne Verbrennungsmotor haben will, muss zum EQE greifen, des es bislang allerdings nur als Limousine gibt. Das neue T-Modell lässt sich allerdings weitreichender elektrisch nutzen als bisher. Die Plug-in-Hybride eint sowohl der 95-kW-Elektromotor als auch die 25,4-kWh-Batterie. Zumindest im Zyklus sollte das für rund 100 km reichen. Zum Start bietet Mercedes zwei Plug-in-Hybride mit Benziner an. Schon im E 300e kann der Fahrer auf bis zu 230 kW Systemleistung zurückgreifen, im E 400e sind es maximal 280 kW. Ein PHEV mit Dieselmotor dürfte im kommenden Jahr folgen.

Gleich zu Beginn sind zwei Zweiliter-Mildhybride zu haben. Ein 48-Volt-Startergenerator steuert hier 17 kW zu. Da diese vor allem im unteren Drehzahlbereich die Beschleunigung unterstützen, lässt sich die Leistung nicht ohne Weiteres auf die der Verbrenner addieren. Der E 200 bietet 150 kW, der E 220d 145. In der Limousine verspricht Mercedes WLTP-Verbrauchswerte zwischen 4,8 (E 220d Diesel) bis 6,4 (E 200 Benziner). Für den Kombi erwarten wir im Zyklus nur minimal höhere Werte. Deutlich leistungsstärkere Motoren folgen im nächsten Jahr.

Mercedes E-Klasse T-Modell 2023 (6 Bilder)

Langweilig oder zeitlos elegant? Mercedes wagt beim Design keinen Umbruch. Angesichts der ...
(Bild: Mercedes)

Natürlich eröffnet sich auch im Kombi optional die Glitzerwelt der aktuellen elektronischen Spielereien. Wer mag, kann den Schlüssel daheim lassen und die E-Klasse mit einer App auf dem Handy öffnen, schließen und starten. Bislang musste sich der E-Klasse-Besitzer mit maximal drei Displays zufriedengeben, nun kann er gegen Aufpreis nicht nur das Head-up-Display zusätzlich erwerben, sondern auch einen Bildschirm vor dem Beifahrer. Eine Integration von ChatGPT hat Mercedes gerade vorgestellt, zusammen mit dem Versprechen, die Sprachsteuerung auf ein "vollkommen neues Level" heben zu wollen. Angesichts dessen, dass in vielen Autos bis heute in dieser Hinsicht nicht einmal das geboten wird, was Mercedes seit fünf Jahren für reichlich Aufpreis bietet, ist das keine gute Nachricht – für die anderen Hersteller.

Dazu darf damit gerechnet werden, dass Mercedes früher oder später hochautomatisiertes Fahren auf Level 3 auch in der E-Klasse anbieten wird. Schließlich müssen die enormen Entwicklungskosten in diesem Bereich möglichst breit verteilt werden. Eine realistische Chance darauf gibt es wohl aber nur, wenn der aktuelle Aufpreis, den Mercedes im Luxussegment aufruft, in der E-Klasse gesenkt wird.

Anders als BMW lässt sich Mercedes bei den Preisen in diesem Segment noch nicht in die Karten schauen. Die E-Klasse Limousine wurde Ende April vorgestellt, eine Preisliste gibt es bis heute nicht. BMW war da fixer: Noch am Premierentag des neuen 5ers war der Konfigurator freigeschaltet. Die grobe Marschrichtung lässt sich allerdings auch bei Mercedes absehen: Mit einer in dieser Klasse üblichen Ausstattung wird auch das Basismodell des T-Modells der E-Klasse die 60.000-Euro-Marke souverän überschreiten. Denn dass der große Kombi nie günstig war, war seinem Erfolg ja nicht abträglich. Auch so gesehen bleibt sich die E-Klasse treu.

(mfz)