Mercedes G-Klasse Facelift​: Ein V8 geht, der E-Antrieb kommt

Mercedes aktualisiert die G-Klasse sanft. Der Verbrauch im Zyklus sinkt, dazu gibt es etwas Feinschliff. Der E-Antrieb wird noch in diesem Jahr nachgereicht.

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Mercedes G-Klasse 2024

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Stets war die Mercedes G-Klasse solide und extrem geländegängig, doch das allein erklärt ihren anhaltenden Erfolg wohl kaum. Sie hat in den 45 Jahren ihres Bestehens einen Wandel hin zu einem Luxusauto vollzogen. Keine aktuelle G-Klasse braucht mehr als 6,4 Sekunden, um aus dem Stand auf Tempo 100 zu beschleunigen, und die beliebteste Version ist der AMG G63, der ab 187.247 Euro verkauft wird – inklusive fülliger Serienausstattung, die sich noch vielfältig ergänzen lässt. Tatsächlich günstig war eine G-Klasse nie, doch es ist schon bemerkenswert, dass es die Topversion mit V8-Motor und 430 kW ist, die in der Gunst der Kunden ganz oben steht. Nun bekommt die Baureihe eine Überarbeitung, doch die wichtigste Neuerung hebt sich Mercedes noch auf.

Denn die schon länger angekündigte, batterieelektrische Version der G-Klasse wird sich noch etwas verzögern. Vor gut anderthalb Jahren konnten wir eine Proberunde mit einem Vorserienmodell des EQG drehen. Zu Leistung, Energiegehalt in der Batterie oder gar einem Preis macht Mercedes auch bei der Vorstellung des aktuellen Facelifts keine Angaben. Mit einem Start des Verkaufs noch in diesem Jahr ist aber weiterhin zu rechnen.

Bislang war der G500 ein V8, doch damit ist Schluss. Mercedes setzt in dieser Leistungsklasse künftig auf einen Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum. Er leistet 330 kW und bietet 560 Nm. Bei allen Motoren wird eine Mild-Hybridisierung nachgezogen. Ein 48-Volt-Startergenerator steuert bis zu 15 kW und 200 Nm bei. Das dürfte weniger dazu dienen, den mindestens 270 kW kräftigen Motoren unter die Arme zu greifen, als vielmehr im WLTP weniger schlecht dazustehen. Denn die Kombination aus kantiger Karosserie mit riesiger Stirnfläche und potenziellen Fahrleistungen, die vor gar nicht so langer Zeit jedem Sportwagen zur Ehre gereicht hätten, führt schon im Zyklus zu Verbrauchswerten, die klar und deutlich besagen: Die Rechnung für Sprit muss einem G-Klasse-Nutzer wirklich sehr egal sein.

Da der AMG G63 das beliebteste Modell ist, ist diese These sicher nicht allzu gewagt. In der überarbeiteten Fassung der G-Klasse liegt die Spanne im WLTP zwischen 8,7 Litern für den einzigen Diesel und 14,7 Litern für das Topmodell. Gegenüber den bisherigen Werten zwischen 11 und 16,2 Liter ist das ein erheblicher Schritt, wobei die Frage bleibt, wie viel davon in der Praxis bleibt. Denn wer den AMG von der Leine lässt, wird unverändert nach rund 400 bis 450 km zumindest anfangen, nach der nächsten Tankstelle zu schauen, um den 100-Liter-Tank erneut zu befüllen.

Mercedes G-Klasse 2024 außen (5 Bilder)

Im April 2023 wurde die 500.000te G-Klasse gebaut. Die Nachfrage ist ungebrochen, was angesichts der Preise erstaunlich ist.
(Bild: Mercedes )

Mit optionalem Sportpaket beschleunigt der AMG G63 in 4,3 Sekunden auf Tempo 100, Schluss ist erst bei 240 km/h. Wer sich das spart, muss mit 4,5 Sekunden im Standardsprint und einer Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h auskommen. Wirklich gemächlich ist selbst der 270-kW-Diesel nicht, der mit 210 km/h und 6,4 Sekunden angepriesen wird. Eine Automatik mit neun Gängen in allen Modellen ist ebenso selbstverständlich wie der Allradantrieb.

Die G-Klasse sollte trotz ihrer noblen Einrichtung niemals mit einem der so zahlreichen Schein-Geländewagen verwechselt werden. Sie kommt abseits befestigter deutlich weiter als die meisten Autos. Begrenzend dürften in einer G-Klasse in erster Linie eine Rad-Reifen-Kombination wirken, die riesige Felgen und Niederquerschnitts-Reifen für hohes Tempo verbinden. Am Basispaket aus Leiterrahmen, drei mechanischen Differenzialsperren und einer Geländeuntersetzung mit Starrachse hinten sowie Einzelradaufhängung vorne hat sich nichts geändert. Einzelne Funktionen können in der neu gestalteten Zugriffseinheit, dem sogenannten "Offroad Cockpit", einfacher als bisher bedient werden. Geblieben sind die bis zu 100-prozentige Steigfähigkeit, eine Bodenfreiheit zwischen den Achsen von mindestens 24 cm, eine maximale Wattiefe von 70 cm sowie stabile Schräglagen von bis zu 35 Grad.

Neu ist das Fahrwerk mit hydraulischer Wankstabilisierung und adaptiver Verstelldämpfung, das entweder als Einzeloption oder als Bestandteil der Offroad-Pakete erhältlich ist. Aktive Hydraulikelemente ersetzen dabei die herkömmlichen mechanischen Drehstab-Querstabilisatoren. Die adaptiven Stoßdämpfer sind mit zwei hydraulischen Anschlägen ausgerüstet – je eines an der Druck- und Zugstufe des Dämpfers. Der Rest dieser Überarbeitung bleibt übersichtlich, denn es gab für Mercedes keinen Grund, tief ins Konzept einzugreifen. Leicht modifiziert wurden Scheinwerfer und Kühlergrill, dazu sind die A-Säulen ein wenig schlanker geworden. Hinzugekommen sind ein paar Assistenten und eine aktualisierte Unterhaltungselektronik. Der Dreh-Drücksteller entfiel, das Touchpad nicht.

Mercedes G-Klasse 2024 Innenraum (5 Bilder)

Auch im Innenraum gab es kleinere Veränderungen. Der Dreh-Drücksteller unter dem Touchpad ist verschwunden.
(Bild: Mercedes )

Nicht zuletzt der von 118.256 auf 122.800 Euro gestiegene Grundpreis dokumentiert, dass die Nachfrage ungebrochen und die Kundschaft zahlungsbereit ist. Für das Topmodell inklusive aller denkbaren Optionen sind mehr als 240.000 Euro zu zahlen. Mercedes wird ab dem zweiten Quartal 2024 Bestellungen entgegennehmen. Wann genau die Auslieferungen beginnen, wurde noch nicht verraten.

(mfz)